Volbeat wirken gelangweilt von sich, ihren Liedern und den Fans

Köln (kle) Ein hartes Gitarrenriff dröhnt aus den hängenden Boxen der Kölner Lanxess-Arena, der Anfang des Songs „Pool Of Booze, Booze, Booza“ von Volbeat ist das. Volbeat selbst allerdings sind da noch nicht auf der Bühne. Einige stecken sich in weiser Voraussicht noch schnell ein paar Oropax in ihre Ohren. Ein paar Sekunden später: Ein zweites Riff noch viel viel lauter ertönt, diesmal das von „The Devil’s Bleeding Crown“, dann ein großer Wums: Dampf-Fontänen schießen aus dem Bühnenboden, plötzlich stehen die dänischen Metal-Ikonen um Michael Poulsen im Spotlight. Selten waren etwa 8.000 Zuschauer in der Arena zu Beginn eines Konzertes so frenetisch: „Falling from the sky, they're cast out from the heaven's light“ brüllen sie zusammen mit Poulsen.

Die Band wirkt locker und entspannt. Aber auch verhalten. Während der ersten beiden Nummern drehen die Bandmitglieder ein paar Runden auf dem kleinen Steg-Rondell, das rechts und links von der Hauptbühne abgeht, strecken ihre Gitarren wie geborene Rockstars immer wieder in die Lüfte, eine Art Warmlaufen vor der großen Rock-Show ist das, mag man meinen. Der Sound: matschig. Poulsens Gesang: irgendwo eingequetscht zwischen Becken, Bass-Drum und Stahl-Saiten. Mit „Lola Montez“ wird das alles besser und klarer. Aber: Das ist auch der Macht dieses guten Songs zu verdanken, die sich in diesem Moment entfalten kann. Poulsen weiß das, „Feel the fire where she walks“ singt er vorne am Steg, weit weg von Heavy-Metal ist das, beinahe radiotauglich. Einige Zuschauer auf den Ober- und Unterrängen rennen nach vorne an die Absperrungen, halten ihre Handys dabei weit über ihre Köpfe und filmen. So nah dran sein wie nur eben möglich wollen sie. An Poulsen und dem Song.

Überhaupt das Thema Nähe. Vielleicht sind es ein paar Dampf-Geysire zu viel, die bei fast jedem Song an die Decke knallen, vielleicht ist es der brachiale Soundteppich, der spätestens nach einer knappen Stunde an die Substanz des Ertragbaren geht, vielleicht ist es der Raum für Spontaneität, der der Show insgesamt fehlt, denn: Jedes Auf- und Abwippen, jedes Umhergehen der Band wirkt einstudiert. Zu einstudiert vielleicht. Volbeat spulen ihr Programm ab, sie wirken gelangweilt. Von sich, ihren Liedern und den Fans. Und um diesen Eindruck loszuwerden, helfen auch keine übergroßen Wasserbälle, die bei „Wait A Minute My Girl“ ins Publikum geworfen werden, keine Comic-Darstellungen der Band auf der hinteren Leinwand bei „Shotgun Blues“ und keine roten Papier-Flocken, die bei „Doc Holiday“ in die Lüfte gepustet werden. Am Ende geht alles in einem einzigen Sound-Geschredder, in einem einzigen großen Riff unter, vereinzelte Moshpits halten der Band die Stange. „Thank you, good night!“ schreit Poulsen schließlich heiser nach 75 Minuten ins Mikro. Zugabe-Rufe: Fehlanzeige. Stattdessen: ein Pfeifkonzert.

Eine Zugabe lassen sich die vier Jungs aus Kopenhagen jedoch nicht nehmen. Mit „Still Counting“ finden sie wieder ein wenig in die Spur. Schließlich hat das Sounddesaster ein Ende. Die E-Gitarren verstummen. Eine weise Voraussicht heute Abend: Oropax.


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