The Chainsmokers – ein Abend zwischen Pop-Ballade und Hardcore-Techno

Düsseldorf (kle) Eine Art Container XXL in schimmerndem Grau steht auf der Bühne der ausverkauften Mitsubishi Electric Halle, darauf befestigt: das DJ-Pult des US-amerikanischen Duos The Chainsmokers, das aussieht wie eine lange Theke mit Synthesizer und Turntables. Vor dieser Konstruktion steht weiter unten ein Schlagzeug. Das Licht geht aus, eine Stimme aus dem Off sagt etwas auf Französisch. Als sie verstummt, wissen die Fans: Jetzt geht es los. Harte, teils abgehakt elektronische Klänge im Industrial-Stil ertönen, dazu: bassige Beats, die einem förmlich den Solarplexus durchstoßen. Ein Lichtblitz-Gewitter durchtränkt die Halle. Die beiden DJs Andrew Taggart und Alex Pall stehen da schon längst auf dem Überbau ihrer Container-Bühne und winken ihren Fans zu. Der Schlagzeuger Matt McGuire sitzt da schon längst hinter seinem Drumset und spielt, als würde es kein Morgen mehr geben. Der Anfang des Konzertes: an Lebendigkeit und positiver Eskalation kaum noch zu überbieten. 

So ganz anders, viel ruhiger wird es dann mit „Everbody Hates Me“. Taggart läuft immer wieder auf der Bühne hin und her. Hochmotiviert wirkt er, aufgeladen irgendwie. Ganz oft streckt er seine Hände in Richtung der ersten Reihen. Er sucht den direkten Kontakt zum Publikum. Kleine Mitbringsel, die ihm die Fans reichen, steckt er in seine Hosentasche. Das macht ihn sympathisch. Er erinnert an den jungen George Michael, das muss gesagt sein. Und singt er in dem einen Moment noch ganz sanft „ So I walk into the club like, everybody hates me“, so endet die Nummer schließlich mit hektischen Techno-Trance-Elementen, die in den Song eingespeist werden. Diese musikalischen Vermischungen, dieses Spektrum an Dynamik faszinieren. Definitiv. Man kann die Augen nicht lassen von McGuires energetischem Schlagzeugspiel, man stellt sich schon sehr früh die Frage: Wie macht der das nur, und: Wird er das Tempo durchhalten? Denn das ist enorm. Vor allem bei „Don’t Let Me Down“ ist das offensichtlich. Langsame Downbeat-Tempi mit atmosphärischen Synthesizer-Klangflächen verzahnen sich in diesem Song mit schnellen, perkussiven Rhytmiken aus dem Progressive-Trance. Die Stimme einer Sängerin wird eingespielt, die drei Jungs aus New York City können sich ganz auf ihr Handwerk konzentrieren.

Wildes synthetisches Stimmengewirr samt schrägen Tonfolgen werden von nun an zur neuen musikalischen Norm. The Chainsmokers drehen so richtig auf, das Ganze bekommt einen ekstatischen Anstrich. Man bekommt das Gefühl, Taggart und Pall sind elektrisiert, und ihr Akku: das Publikum. Freunde der seichten Popmusik kommen in dieser halben Stunde allerdings nicht auf ihre Kosten, das Duo driftet an dieser Stelle zu stark ab, einigen Zuschauern ist das zu monoton, zu sehr Hardcore. Sie verlassen vorzeitig das Konzert. Erst am Ende lösen The Chainsmokers mit „Something Just Like This“ und vor allem mit „Closer“ – ihrem wohl bekanntesten Song – den Knoten der Monotonie wieder auf. 


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Nouvelle Vague – perfekter Sound, zwei Gänsehaut-Momente und eine Schreckminute

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Volbeat wirken gelangweilt von sich, ihren Liedern und den Fans