Kim Wilde – WWF Club-Feeling deluxe
Köln (kle) Wüsste man es nicht besser, so könnte man annehmen, die rund 400 Gäste seien an diesem milden Oktoberabend im Carlswerk Victoria zu einer Art Trauerfeier zusammengekommen. Denn: Totenstill ist es ein paar Minuten vor acht in der nicht ganz ausverkauften Konzerthalle im Kölner Schanzenviertel. Nur ein paar Wenige trauen sich ab und zu, diesen Frieden mit zauderndem Applaus zu durchbrechen. Dass gleich Kim Wilde, eine der erfolgreichsten Sängerinnen der 80er-Jahre, die Bühne stürmen soll: Zu diesem Zeitpunkt ist das kaum vorstellbar.
Doch genau das passiert ein paar Minuten später. Ein kurzes Intro, dann endlich bahnt sich Wilde ihren Weg auf das Bühnenpodest, sodass man sie gut sehen kann. Ihre blonden Haare wehen im Scheinwerfer-Licht auf und ab. Wie eh und je. Der Windmaschine sei Dank. Schließlich singt sie „Ten little Indians / Standin‘ in a row“. Der rote Fransen-Rock in Lederoptik, den sie trägt, sticht dabei ins Auge. Befremdlich ist das. Wilde und die Band wirken statisch, irgendwie aus der Zeit gefallen. Zwei Drumsets – das eine rechts, das eine links – ein umgeschnalltes Keyboard und eckige E-Gitarren verstärken diesen Eindruck. Getoppt wird diese Reise zurück in die 80er nur noch durch die fliegenden Blumensträuße, die der britischen Popsängerin nach den ersten vier Nummern um die Ohren fliegen. WWF Club-Feeling deluxe.
Überhaupt scheint die Show mit Klischees aus dieser Zeit gar nicht aufräumen zu wollen. Die Melodie von „Pop Muzik“ - „Pop, pop, pop muzik“ - brennt sich förmlich ein in die Gehörgänge der Zuschauer, das gesamte Konzert gleicht einer Lobpreisung an die Popmusik, die mittlerweile 61-jährige Wilde betont zwischen den Songs immer wieder, wie sehr sie sie liebe. Die Popmusik der 80er-Jahre. Verstehen kann man das, hat sie doch mit ihren Hits wie „Cambodia“, „You Keep Me Hangin‘On“ oder auch „Perfect Girl“ weltweit einige Millionen Tonträger in den letzten Jahrzehnten verkauft. Eingängigkeit ist Wildes Markenzeichen. Inhaltliche Eindimensionalität dagegen auch. Überschreiten ihre Texte doch kaum die Grenzen einer Schnulze. Mag „Perfect Girl“ um einiges rockiger herüberkommen, als viele ihrer übrigen Songs, so können Zeilen wie „And I‘m not gonna live a lie […] / No more lies, I won‘t cry for tomorrow“ Liebhaber der Tiefgründigkeit nicht wirklich hinterm Ofen hervorlocken. Und fast so, als wüsste Wilde das, singt sie am Ende dieser Nummer noch zusammen mit ihrer Tochter Rose Fowler, die zugleich auch Background-Sängerin der Band ist, „La-la-la-la-la-la-la“. Händchenhaltend.
Was noch folgt: eine Liebeslied-Serie mit „Love Is Holy“, „Love in the Natural Way“ und „Four Letter Word“, der Song „Chequered Love“ – da haben sich Kim Wilde und die Spider Murphy Gang 1981 wohl abgesprochen – und natürlich: „Kids in America“. Danke für diesen Ohrwurm.