The Hooters: Die Nimmersatt-Rock-Popper

Köln (kle) Wer auf irgendeiner gemütlichen Küchenparty zusammen mit seinen Mitt-Fünfziger-Freunden irgendwann auch mal The Hooters hört, wird ganz automatisch mit einer Phrase in seinem Kopf zu kämpfen haben: „War schon geile Musik damals.“ Und die spielten die fünf Musiker der US-amerikanischen Rockband aus Philadelphia um Frontmann Eric Bazilian, die mit Songs wie „All You Zombies“ oder „Johnny B.“ Mitte der 1980er-Jahre über die Grenzen Philadelphias von sich reden machte, am Mittwochabend im Rahmen ihrer aktuellen „More Rocking, More Swing“- Tour in der Live Music Hall vor etwa 600 Zuschauern. Nach ein paar Minuten schon ist die Luft in der Halle ziemlich stickig.  „I’m Alive“, der Titel der Anfangsnummer, passt irgendwie ganz gut hinein in die musichallsche Tropfsteinhöhle. Die Band wird von insgesamt sechs Ventilatoren, die gleichermaßen rechts und links neben den Drums aufgestellt sind, abgekühlt. Zurück zu den Fans: Die wirken mega-glücklich, ihren Idolen so nah sein zu können. Strecken sie doch den beiden Band-Urgesteinen John Lilley und Rob Hyman ein ums andere Mal ihre Arme sehnsuchtsvoll entgegen und rufen ihnen „John!“ und „Rob!“ zu. Bei „Day by Day“ klatscht sich Lilley mit den ganz hartnäckigen Zuschauern ab und posiert sogar während des Spielens lässig für ein Foto. Rockstar: was für ein Beruf. Den Song selbst spielen die Sechs von der Ostküste so inbrünstig, als sei er ihnen genau heute genau hier zum allerersten Mal so richtig geglückt. Dabei tingeln sie seit 44 Jahren wie Nimmersatt-Rock-Popper von Stadt zu Stadt, und: die Nummer ist schon 38 Jahre alt. Apropos alt: Ein gewisses Verschleiß-Momentum bei Bazilian und Co., als Zuschauer sucht man es – bewusst oder unbewusst - aber: Da ist nichts. Nur Hingabe. Kaum zu glauben. Allen voran Bazilian. 71 wurde er vor ein paar Tagen. Und doch wirkt er wie der ewige Jungbrunnen, wie der bescheidene Kerl von nebenan, der morgens etwas verpeilt mit seiner Flöte unterm Arm zum Bäcker stolpert und nachts dann vor hunderten Fans schüchtern und von sich selbst überrascht sein neues Lied zum Besten gibt. Und die neuen Lieder, wie zum Beispiel „Why Won’t You Call Me Back“, hauen einen nicht aus den Latschen, zugegebenermaßen. Erfinden The Hooters das Rad des Rock nicht neu. Doch in Sachen Authentizität, da sind die Multi-Instrumentalisten unschlagbar. Am Ende singen die Sechshundert mit einer Stimme vibrato „Johnny B / How much there is to see / Just open your eyes and listen to me“. Und noch am nächsten Morgen pfeift man die Flöten-Melodie von „Johnny B.“, während man sich die Sandalen anzieht und zum Bäcker schlendert.


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