The Analogues bringen das Publikum zum Fliegen

Düsseldorf (kle) Der Rahmen ist folgender: Ein paar hochbegabte niederländische Musiker trafen sich 2014 in gemütlicher Runde und setzten sich zum Ziel, die späteren Studioalben der Beatles, die die wohl erfolgreichste Band der Welt nie live vor Publikum spielten – z.B. die „Magical Mystery Tour“, „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ oder „Revolver“ - auf die Bühne zu bringen. Und zwar so authentisch, analog und akribisch, wie nur eben möglich. Zehn Jahre später ist das Ergebnis eine mehr als zweistündige Show mit insgesamt 40 Songs aus den drei oben genannten Alben, die gestern Abend auch in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle Station machte.

Und weil in den letzten 70 Jahren schon so viel über John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr geschrieben wurde, kann man an dieser Stelle ruhig mit den eigenen Augen und Ohren beginnen. Denn: Erstgenannte sollte man A. bei den ersten Takten von „Taxman“ besser schließen, um B. mit Zweitgenannten hören zu können, dass es wahr ist. The Analogues um die Frontmänner Felix Maginn, Diederik Nomden und Bart van Poppel klingen wie The Beatles. Die zahlreichen Hintergrundmusiker tragen ihren Teil dazu bei, selbstverständlich. So hat man bei „Eleanor Rigby“ das Gefühl, im Publikum vor Staunen zahlreiche Stecknadeln fallen hören zu können, weil drei Streicherinnen und ein Cellist der Nummer ihren so typisch abgerupften Rhythmus aufzwingen. Es ist, als säße man mit qualitativ hochwertigen Kopfhörern zu Hause auf der Couch und höre die Original-Aufnahme aus dem Jahre 1966. Dazu singen Maginn, Nomden und van Poppel in grandioser Terz- und Oktavemanier so synchron wie einst Lennon, McCartney und Harrison: „Ah, look at all the lonely people / Ah, look at all the lonely people“.

Wem das alles unter Umständen ein bisschen zu sehr nach den klassischen Beatles klingt, kommt bei Songs wie „Love You To“, „Got to Get You Into My Life“ oder „within You Without You“ vielleicht schon eher auf seine Kosten. Hier verschmelzen nämlich Rickenbacker-Gitarre und auch der berühmt-berüchtigte Höfner 500/1-Bass mit indischen Traditionsinstrumenten wie dem Dilruba, der Sitar oder Tabla. Gleich mehrere Fragen schießen dem kopfschwenkenden Zuschauer durch dessen vorderen Frontallappen. Vermutlich. Erstens: Ist es physikalisch-anatomisch überhaupt möglich, eine Handtrommel in solch einer fingerfertigen Geschwindigkeit zu spielen, und zweitens: Nahmen die Beatles während des Songwritings auch mal Drogen zu sich? Während sich die erste Frage wohl schlicht mit „Ja, das geht“ beantworten lässt, gibt es zur zweiten Frage eine direkte Antwort von Bassist Harrison höchstpersönlich: „Das erste Mal, als ich LSD nahm, öffnete sich etwas in meinem Kopf, das in mir war, und ich erkannte viele Dinge.“ Das war 1965. Beinahe 60 Jahre später kann man das Lysergid noch immer in Songs wie „Flying“ erahnen.

Das Publikum jedenfalls träumt sich weg, LSD hin oder her. „Das ist das beste Lied der Beatles“, kommentiert jemand ein paar Sitze weiter, als die Niederländer „Strawberry Fields Forever“ spielen. Gut möglich ist das. „Living is easy with eyes closed“. Nicht immer, aber heute Abend: definitiv.


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