Sons: Was Söhne so alles veranstalten
Köln (kle) Als Mutter De Ruyte um kurz vor elf auf der Bartholomäus-Schink-Straße ihr Auto sucht, hat sie das Spektakel, das zuvor ihre beiden Söhne Arno und Jens zusammen mit ihren Band-Kollegen Robin Borghgraef und Thomas Pultyn im Bumann & Sohn veranstaltet haben, wahrscheinlich noch nicht ganz verarbeitet. Nur so jedenfalls lässt sich erklären, weshalb die sympathische Dame aus Antwerpen einheimische Passanten um Orientierung bittet, um ihren Volvo zu finden. Jens und Arno ahnen von all dem nichts. Die stehen in diesem Moment nämlich schon längst hinter dem Tresen des Ehrenfelder Musik-Clubs, schreiben in stoischer Gelassenheit Autogramme und beantworten die Fragen ihrer Fans.
Und die sind ein paar Minuten zuvor noch abgegangen. Sowas von abgegangen bei den druckvollen Gitarren-Riffs und Beats der vier Jungs aus Nordflandern. Sons nennen sie sich. Schließt man während ihres Konzerts die Augen, hört man bei den brachial tonalen Übergängen ein bisschen was von Turbonegro, bei den melodischen Passagen ein bisschen was von Descendents. Borghgraefs Gesang, der eigentlich durchgängig durch einen Verzerrer gejagt wird, erinnert stark an den von Joey Ramone. Gleichzeitig hinken all diese Versuche, Sons mit alten Punkrock-Größen zu vergleichen, besitzen sie doch viel zu viel eigenen musikalischen Charakter und Charme, viel zu viel eigene geile Songs. Die sind mal kurz, bündig und voll auf die Fresse, mal kommen sie angenehm schüchtern und entspannt daher. Aber: immer verspielt sind sie. Und völlig authentisch. Machen Robin, Arno, Jens und Thomas einem am heutigen Abend doch nichts vor, ziehen sie keine Masken auf, um irgendwie geiler, verrotzter oder punkiger zu wirken. Das erkennen die rund 250 Zuschauer, und: das feiern sie. Und wie. Bei „Nothing“ formieren sich die ersten Moshpit-Willigen, kurze Zeit später bei „Another Round“ ist die schweißtreibende Party nicht mehr aufzuhalten. Borghgraef singt „He’s getting up for another round / Another day beaten to the ground“. Es wird gepogt, als hätte man den Tag danach frei, um seine Knochen regenerieren zu können. Aber es ist Dienstag-Nacht. Und es wird gerockt, was nur geht.
Knapp anderthalb Stunden später ist das ganze Rambazamba vorbei, die Lichter im Bumann & Sohn gehen wieder an. Jetzt erst sieht man die Feuchte an den Fenstern, das Party-Punk-Völkchen zieht schweißgebadet von dannen. Oder zum Tresen. Zu Jens und Arno De Ruyte, die dort in stoischer Gelassenheit Autogramme schreiben und die Fragen ihrer Fans beantworten. Mittlerweile hat Mutter De Ruyte ihr Auto auf der Bartholomäus-Schink-Straße gefunden. Sie musste einfach ihre Laufrichtung ändern. Was Söhne so alles veranstalten. Sons.