Wanda - das Palladium verwandelt sich in einen Piazza Maggiore
Köln (kle) „Non, je ne regrette rien” von Edith Piaf ist noch nicht ganz zu Ende vom Band gelaufen, da stehen vier der fünf Wiener Jungs von Wanda schon auf der Bühne im ausverkauften Palladium und wirken da oben so ein bisschen verloren, beinahe wie eine Schülerband vor ihrem zweiten großen Auftritt. Erst als Sänger Marco Fitzthum zu den ersten Takten von „Rocking in Wien“ ins Rampenlicht stürmt, löst sich die Schüchternheit der Band schlagartig in Wohlgefallen auf. Die Fans tänzeln zu den Klängen und Beats der Nummer, die wie eine große Hommage an die 1980er-Jahre zu verstehen sein könnte. Fitzthum Gesangs-Konnotationen und seine Körperhaltung erinnern stark an Falco. Nur die Texte der österreichischen Musiklegende waren nicht so klar, nicht so direkt wie die heute Abend: „Mein Glaube ist der Wodka und der Wodka / mein Grab“, rotzt Fitzthum selbstverliebt Wienerisch ins Mikro. Das Publikum hängt an seinen Lippen. Sofort.
Trotzdem: Zu einer wahrhaften Symbiose zwischen Band und Zuschauern kommt es in dieser Phase des Konzerts nicht. Es ist eher wie das Abspulen eines einstudierten Programms von Routiniers, das man bis hierhin bestaunen darf. Und auch Fitzthums Geschrei zwischendurch „Die nächste Nummer ist nur für euch, Ladies! Lasst euch von den Männern nichts gefallen!“ trägt nicht wirklich zu einer aufgelockerten Stimmung bei. Fragen sich die Frauen doch, ob sie Ladies sein wollen und die Männer, was sie denn wohl verbrochen haben. Erst bei „Wir sind verloren“ wird es intensiver, Fitzthums Stimme entscheidet sich für mehr Inbrunst, im Refrain springt er wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal eine Pfütze sieht, von vorn nach hinten. Sein kürzlich aufgetretener Bandscheiben-Vorfall jedenfalls, der die Tour hat beinahe platzen lassen, ist kein Thema.
Dafür ist bei Wanda Alkohol ein Thema. Fitzthum trinkt den während der Show in rauen Mengen. Und aus dem Song „Ich will Schnaps“ wird ein endloser Schnaps-Blues. Am Ende verwandelt sich das Palladium in einen schunkelnden Piazza Maggiore und alle singen „Einmal in Bologna Amore gehabt / Bologna, meine Stadt“.
Erschienen in der Kölnischen Rundschau