Noel Gallagher – wie Schlafmohn, aber trotzdem fokussiert

Düsseldorf (kle) Tim, Mark und Viktor, die drei Jungs aus Saarbrücken, sind extra nach Düsseldorf angereist, um an diesem Abend den britischen Rockmusiker aus Manchester erleben zu können, mit dem sie Mitte der 1990er-Jahre groß geworden seien: Noel Thomas David Gallagher. Ehemaliger Leadgitarrist, zusammen mit seinem Bruder Liam zweiter Sänger von Oasis und zentrale Figur der Britpop-Bewegung. Seit fast 15 Jahren schon hat Noel seinen Bruder und Oasis hinter sich gelassen und ist stattdessen mit den High Flying Birds unterwegs. Gestern Abend dann gab es ein exklusives Deutschlandkonzert in der annähernd ausverkauften Mitsubishi Electric Halle vor etwa 5000 Zuschauern. Das wollten sich auch Tim, Mark und Viktor aus Saarbrücken nicht entgehen lassen.

Der Anblick der Bühne jedenfalls lässt die Herzen aller Floristik-Fans höherschlagen. Stehen auf ihr doch üppig verteilt allerlei bunte Blumen. Vom Löwenmäulchen über Kornblumen bis hin zum Lavendel: alles vertreten. Und die zarten Gewächse müssen direkt zu Beginn der Show einiges aushalten, auch das anfängliche Dröhn-Gemisch aus Trompeten und Posaunen, das aus den Boxen wummert. Und dann kommen sie auf die Bühne – eins, zwei, drei, vier… -, die insgesamt zehn Bandmitglieder der High Flying Birds, Noel, der einstige Bad Boy der englischen Rockszene, mitten unter ihnen. Geradezu schüchtern winkt er ins Publikum. Gut sieht er aus mit seiner Akustik-Gitarre. Gesund. Zufrieden. Ausgeglichen. Zuerst haut er Songs seines neuen Albums „Council Skies“ raus. Vorne weg „Pretty Boy“ oder „Open The Door, See What You Find“. Ganz schön fluffig sind die irgendwie. Kaum zu greifen. Und dennoch ist da dieser typische Oasis-Beat: locker von der Hand gespielt. Nicht zu langsam. Auf keinen Fall jedoch zu schnell. Die inneren Song-Arrangements kuscheln miteinander. So wie auch viele der zahlreichen Pärchen auf den Tribünen. Eine Spur zu einlullend ist das Ganze. Der Lavendel bleibt Lavendel. Gallagher und seine Band dagegen wirken eher wie Schlaf-Mohn. Und doch ist er ganz und gar bei sich, fokussiert wie ein Chamäleon, das kurz davor ist, sich mit seiner langen Zunge den einen Wurm zu schnappen.

Einige englische Fußballfans aus Newcastle, die aufgrund des morgigen Championsleague-Spiels gegen Borussia Dortmund in NRW gastieren, sorgen mit ihren Fußball-Fan-Gesängen zwischen den Nummern immer wieder für teils verdutzte Gesichter auf den Rängen. Auch Gallagher selbst ist temporär not amused. Ist er doch bekennender Manchester United-Fan. „Das ist ja wie im Stadion“, sagt einer zu seinem Nachbarn. Am Ende zumindest kann die große Oasis-Party doch noch steigen. Die Fans grölen alt- bekannte Lieder wie „The Masterplan“ oder „Little by Little“ mit. Das hat etwas Befreiendes und gehört zur Kategorie „therapeutisch wertvoll“. Apropos: Don’t Look Back In Anger“. Die Halle steht Brit-Kopf.    


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