„Ich bin coronamüde“: Hamed Shahi spricht über das 10. New Fall Festival

Das New Fall Festival feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. In diesem Zeitraum hat es sich in der deutschen Pop-Kultur-Szene zu einer angesagten Adresse für alternative Musik-Acts herausgeputzt.

Düsseldorf (kle) Der Herbst bringe Regenwetter, heißt es in einem bekannten Kinderlied. Aber ob es draußen nun regnet oder stürmt, kann den musikbegeisterten Besuchern des Festivals eigentlich egal sein. Sie sitzen oder stehen dann hoffentlich trocken in einer der außergewöhnlichen Veranstaltungsstätten, die das diesjährige Düsseldorfer New Fall Festival aufzuwarten hat. Die Tonhalle, der Robert-Schumann-Saal und das Pong sind in diesem Jahr die besonderen Orte, an denen vom 02. – 06.11.2022 gespielt wird. Hamed Shahi Moghanni, verantwortlicher Leiter des Festivals, betont, dass der Ort rund um den Ehrenhof eigentlich in den letzten Jahrzehnten nie so richtig für Veranstaltungen dieser Art genutzt worden wäre. Das würde er gerne ändern.

Hochwertige Popmusik von namhaften Künstlern soll an diesen Tagen gespielt werden. Und liest man das Aufgebot der Musiker und Bands, die in den Jahren vor Corona nach Düsseldorf gekommen sind, um Teil des seit 2011 stattfindenden Musikfestivals sein zu können, so schenkt man Shahis Worten ohne Weiteres Glauben. Für dieses Jahr haben bisher Grandbrothers, Drangsal, OG Keemo, Nouvelle Vague, Schmyt und Alice Merton grünes Licht gegeben. Auf die ein oder andere Act-Zusage würden sie aber noch warten, erklärt Shahi. 

Und gewartet auf den direkten Kontakt mit den internationalen Stars und Geheimtipps aus der Singer-Songwriter, - Elektro,- oder Indieszene haben die Fans jetzt seit über zwei Jahren. „Den wollen sie auch haben“, sagt Shahi, „aber Fakt ist auch: Im Vergleich zu den Vorjahren verkaufen wir extrem wenig Karten und die Bands sind wirklich schwer zu buchen.“ 

Zwar hat es im letzten Jahr im Rahmen der Pandemie-Beschränkungen ein Festival im Freien gegeben, das sich zudem über einen längeren Zeitraum hinzog, zu vergleichen mit der klassischen Festival-Idee allerdings sei das nicht gewesen. „Unser Festival lebt vor allem von den speziellen Spielorten und von der Nähe der Besucher zu den Künstlern“, schwärmt Shahi. Sommerfestivals könnten andere Veranstalter viel besser organisieren, und außerdem habe damals das „Corona-Gespenst“ irgendwie immer noch ziemlich herumgespukt. Etwas Frust liegt in seiner Stimme.  

Ob dieses Gespenst auch Anfang November wieder herumspuken wird, ist noch nicht abzusehen. Er jedenfalls sei coronamüde und er habe keine Lust mehr sich Gedanken darüber zu machen, was denn im November sein könnte. Das Thema Corona zieht Hamed Shahi runter. Das merkt man. Was ihm allerdings zum zehnjährigen Jubiläum des Festivals noch wichtig sei zu erwähnen: Diversität. Dieser Begriff sei für ihn nicht nur ein reines Lippenbekenntnis, er wolle Taten folgen lassen. Die ganze Festival-Kultur solle wissen, dass es bei ihnen nicht ganz so männlich und nicht ganz so weiß zugehe, und dass jedwede sexuelle Orientierung respektiert werde.   

Man kann also allen Beteiligten des diesjährigen New Fall Festival nur das Beste wünschen. Und wenn Max Gruber alias Drangsal am Samstagabend der fünftägigen Veranstaltung die Bühne des Robert-Schumann-Saals rocken und singen wird „Es ist, als ob man den Verstand verliert / Immer Wege voller Steine wär’n“, dann wissen die Zuschauer zumindest in diesem Moment, dass die Steine erst einmal auf Seite gerollt wurden und sie das Konzert genießen dürfen. Der Herbst bringe Spaß, heißt es in einem bekannten Kinderlied. Ein bisschen bleibt das zu hoffen. 


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