Louis Tomlinson singt schief wie auf einem Angel-Ausflug

Köln (kle) Zwei Fans stehen etwas weiter oben auf den Rängen und hissen eine Regenbogen-Flagge über die Brüstung. „Damals bei One Direction durfte sich Louis nicht outen!“, ruft die eine ihrer Freundin zu. Sie trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „But Daddy I love him“. Gemeint ist Louis William Tomlinson, der britische Singer-Songwriter, der 2010 durch die Boygroup One Direction bekannt wurde und seit 2016 als Solokünstler Konzerte gibt. Vorgestern Abend dann war er im Rahmen seiner „Faith in the Future“-Tour zu Gast in der Lanxess-Arena.

Licht aus. Ohrenbetäubender Jubel an. Strato-Blitze und etwas Bass-Gewummer durchzucken die Halle um Punkt neun. Das Adrenalin der meist weiblichen Teenie-Fans schäumt in deren Adern. Und dann, endlich: Der Hauptprotagonist des Abends seilt sich weder von der Decke ab, noch springt er aus dem Boden. Nein. Lässig In Baumfäller-Hemdchen, Jeans und Adidas Sambas watschelt Tomlinson von der Seite auf die Bühne. Ein bisschen sieht das aus, als wäre er mit seinen Kumpels zum Angeln verabredet. Aber Angeln vor 12.000 hysterisch ausflippenden Fans. Die Songs „The Greatest“ und „Kill My Mind“ werden dem Publikum um die Ohren gepfeffert. Solide Pop-Rock-Arrangements sind das. Nett anzuhören. Musikalisch, melodisch und textlich eher Durchschnitt. Mehr nicht. Den Fans allerdings ist das egal. Völlig. Ihre Energie, ihre unbedingte Bewegungs- und Lebenslust, ihre Textsicherheit. Das alles ist bewegend anzuschauen. Vor allem in Zeiten wie diesen.

Und Mister Tomlinson singt. Zumindest versucht er das. Denn so richtig will das nicht hinhauen. Gleicht seine Stimme doch eher der eines schüchternen Frontmanns irgendeiner provenzalischen Schülerband: dünn, an- und abgeschlagen, irgendwie völlig lustlos. Und ja, auch das: In vielen Passagen trifft er die Töne einfach nicht. Tomlinson greift sich immer wieder an seine In-Ear-Kopfhörer. Eine Kommunikation zwischen ihm und seiner Band findet im Prinzip nicht statt. Verlassen, wie blockiert wirkt er da oben. So, als hätte ihm kurz vor seinem Auftritt jemand eine schlechte Nachricht überbracht.

Aber: So schief Tomlinson auch singt, seine Fans betanzen frenetisch jeden Song-Beginn und beschreien jedes gesungene Wort. Einen Gang zurückschalten. Für sie keine Option in dieser Nacht. Am Ende brennen die Teenies bei „Out of My System“ mit letzter Kraft die Hütte ab. Wer am Morgen danach keinen Husten-Bonbon lutschen muss, ist selber schuld. Fazit: was für Fans.


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