Hip-Hop-Kaiserin Lauryn Hill und die Fugees sind zurück in Köln

Köln (kle) Auf der Eintrittskarte steht „The Celebration Continues – MLH & The Fugees“. Die Sache verhält sich so: Ms. Lauryn Hill (MLH) gründete 1988 zusammen mit Wyclef Jean und Pras Michel die Hip-Hop-Band The Fugees. Neun Jahre und ein Erfolgsalbum („The Score“) später trennten sich die Wege der drei Musiker. 1998 dann veröffentlichte Hill ihr erstes Soloalbum „The Miseducation of Lauryn Hill“. Das ging mit Songs wie „Doo Wop (That Thing)“ oder „When It Hurts so Bad“ durch die Decke und räumte 1999 in insgesamt fünf Kategorien Grammys ab. Und genau dieser Erfolg wird ein Vierteljahrhundert danach zusammen mit ihrem alten Wegbegleiter Jean in Form einer Jubiläumstour mit dem Titel „The Miseducation Anniversary“ gefeiert. Celebration also gestern Nacht auf der einzigen NRW-Show in der nicht ganz ausverkauften Kölner Lanxess-Arena vor rund 9.000 Zuschauern. Fast ein kleines Wunder, schließlich wurden die Nordamerika-Konzerte erst Anfang August fristlos aus den Tourdaten gestrichen. Michel blieb direkt zuhause, wurde er doch im letzten Jahr im Rahmen eines Gerichtsprozesses gegen ihn für schuldig befunden.

Mit zwanzig Minuten Verspätung dann betritt zuerst die elf Mann starke Band, adrett in Anzug und Krawatte, kurz darauf Hill selbst die Bühne. Weshalb die mit einem schwarzen Plissee-Lederrock und einer dazu voluminösen Lederjacke bekleidete Sängerin von einem Schirmträger samt balinesischem Schirm wie eine Kaiserin nach vorne ans Mikrofon begleitet wird: Man weiß es nicht so recht. Ihr dunkler Kunstfell-Piratenhut und ihre darunterliegenden langen, blonden Dreadlocks dagegen sehen toll aus. „Everything (everything) is everything (is everything) / What is meant to be, will be“, singt Hill: Ihre erhabene Stimme kriecht wie heiße Lava bis in jede Ritze der Arena. Das alles hat enorme Energie. Die balinesische Hip-Hop-Kaiserin und ihr Hofstaat geben in den ersten Minuten der Show so richtig Gas. Nur die Bass-Beats samt Lyrics überschlagen sich ein ums andere Mal. Der Sound wirkt furchtbar gedrungen. Bei „To Zion“ ist zunächst Hills erster Sohn Zion – ein Enkel Bob Marleys - auf der großen Leinwand in einem Maxi-Cosi zu sehen, kurz darauf steht er leibhaftig neben seiner Mutter. Reggae, na klar, hat das Stündlein geschlagen. Ms. Hill schaut sich den kurzen Auftritt ihres Sohnes interessiert von der Seite an. Wie eine Lehrerin, die wohlgesonnen dem Vortrag eines ihrer Schüler lauscht. Mit Sohn Joshua alias YG Marley gibt’s eine halbe Stunde später eine Art Wiederholung dieser Szenerie. Es ist still in der Halle: Reggae-Reizüberflutung nennt man das wohl. Erst „Doo Wop (That Thing)“ re-animiert die Neuntausend wieder, Wyclef Jean in „fetter“ Jacke mit Pelzkragen und Sonnenbrille auf der Nase läutet gegen halb elf das große Final-Spektakel, den zweiten Frühling des Konzertes ein. Die Fans wirken wie auferstanden von den Reggae-Toten. Mit „Vocab“, „The Score“, aber natürlich auch „Killing Me Softly With His Song“ bekommen die Zuschauer den nötigen Nostalgie-Kick auf ihre Ohren. Fazit: Ganz schöner Trubel im Vorfeld der Show, viel MLH & Sons und ein bisschen Fugees.  „Ooh la la la“.


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