Konzert-Tipps Juli ‘23 (Köln)

Cold Years

Alternative Rock, Punk. Bereits mit Biffy Clyro spuckte das Land der High-, Up- und Lowlands Mitte der 1990er-Jahre eine Band aus, die sich vor den Popularitäts-Monstern des nordamerikanischen Alternative Rocks nicht zu verstecken brauchte. Und auch Ross, Finlay, Louis und Fraser aus dem „immer grauen und kalten“ Aberdeen, die in einer durchzechten Pub-Nacht beschlossen, eine Band zu gründen, erinnern mit ihren geradlinigen Melodien und dem schnörkellos kalifornischen High-End-Sound vielmehr an die ganz Großen des Business like Green Day, Billy Talent oder The Gaslight Anthem, als an ein provenzalisch musikalisches Projekt, das nicht über die Flussmündungen Dee und Don hinauskommt. Ob die vier Schotten allerdings in Zukunft noch stärker aus dem Schatten der üblichen Platzhalter heraustreten werden können: abwarten und Tee…, pardon, Cold Years hören. (Jörg Klemenz)       

Fr 28.07., Blue Shell, 21 Uhr

Dope Lemon

Psychedelic, Indie. Angus Stone, Sänger, Songschreiber und Gitarrist aus Sydney, müsste sich im Bürgerhaus Stollwerck eigentlich ziemlich heimisch fühlen: Zwar kann er von dort aus nicht in den Parramatta River, dafür aber in den Rhein spucken. Zwar kann er von dort aus nicht auf das wohl berühmteste Opernhaus der Welt, dafür aber auf den wohl bekanntesten Dom der Welt schauen. Und während er vor seinem Gig auf der Dreikönigenstraße so dasitzen, spucken und schauen wird, wird ihm wahrscheinlich wieder einfallen, wann und wozu er eigentlich sein Lied „Every Dy Is A Holiday“ geschrieben hat. Der Rest ist schnell erzählt: Er beginnt die Melodie der Nummer zu pfeifen. Erst leise. Dann immer lauter. Menschen staunen. Klatschen. Tanzen. Party. Ein Konzert vor dem Konzert ist das. Also: Seien Sie ruhig etwas früher da auf der Dreikönigenstraße. (Jörg Klemenz)       

Mo 03.07., Bürgerhaus Stollwerck, 20 Uhr

Jeremiah Chiu & Marta Sofia Honer

Organic Grooves. Manchmal ist es gut, das Pferd von hinten aufzuzäumen: Chiu, Mitglied der berüchtigten improvisatorischen und experimentellen Musikszene Chicagos, und Honer, Bratschistin und Musiklehrerin aus L.A., bereisten gemeinsam 2017 die Ålandinseln und sagen nun - sechs Jahre später - über ihr gemeinsames Album „Recordings from the Åland Islands“, dass eben dieses ganz anders sei als alles, was sie bisher gemacht haben und wahrscheinlich auch anders als alles, was sie in Zukunft machen werden. Wenn das kein Scharfmacher ist. „Organisch“ ist der Terminus, der einem ins Ohr kommt, wenn, ja, wenn man sich auf all das instrumentale Improvisations-Spektakel à la Bratsche, Pfeifenorgel oder Feldaufnahme einzulassen vermag. Oder anders ausgedrückt: Die Stücke von Honer und Chiu erzeugen eine lebendige Hyperrealität malerischer Tonal-Texturen. Musikalisch-depressive Phasen, die die nordischen Wintertage aufpoppen lassen, stehen in krassem Gegensatz zum triumphalen Schlusssatz des Albums „Under The Midnight Sun“. Alles kein Problem, denn: Der Kölner an sich kennt und erträgt diese Ambivalenzen voller Würde. Johr för Johr. (Jörg Klemenz)       

Sa 08.07., King Georg, 20.30 Uhr

Quinn XCII

Hip-Hop, EDM. Das ist lustig: Der Singer-Songwriter Mikael Temrowski aus Detroit (Michigan) nannte sich irgendwann Quinn, weil einer seiner Professoren am College während seiner Vorlesung ein Akronym verwendete: „Quit Unless Your Instincts Are Never Neglected.“ Das bedeutet „Gib auf, es sei denn, deine Instinkte werden niemals vernachlässigt.“ Dann noch eine schicke römische 92 für das Geburtsjahr und fertig war Temrowskis Künstlername. Der Rest: eine steile Karriere à la Youtube, Spotify und bien sûre: ein paar glückliche Beziehungen und der unbedingte Wille zum Erfolg, mag man meinen. Auf seine Instinkte jedenfalls scheint Quinn XCII sich verlassen zu können, und aufgeben ist sowieso nie eine sinnvolle Option. Seine Musik, ja, die kann man hören. Viele jedoch müssen es. Warum? Weil sie Suchtpotenzial besitzt. (Jörg Klemenz)       

Mi 19.07., Die Kantine, 20 Uhr

The Darts

Garage-Rock, Punkrock. Was sollte man wissen über eine der derzeit angesagtesten US-amerikanischen Rockbands aus der zweiten Reihe? Naja, beispielsweise immer nach einer Europa-Reise wollen sie eigentlich nicht wieder zurück nach Phoenix (Arizona), sie verehren Stephen King, Drew Carey und Jello Biafra gleichermaßen und sie standen schon auf großen Bühnen zusammen mit Bands wie Turbonegro oder The Dead Kennedys. Zu sehen sind die vier dann da in zumeist schwarzer Vintage-Unterwäsche, mal mit Spitze, mal in seidenem Look. Ihr letztes Album „I Like You But Not Like That“ schoss im Untergrund der Szene und darüber hinaus durch die Decke und die Presse umschreibt The Darts und ihr Schaffen mithilfe messerscharfer sprachlicher Bilder, wie „Als würde man von einem Güterzug voller aufblasbarer Puppen angefahren“ oder „Die beste Girlband im Universum“. Noch Fragen? (Jörg Klemenz)       

Sa 15.07., Sonic Ballroom, 20 Uhr

The Drowns

Rock & Roll, Punkrock. Mit starken, selbstbewussten Singalongs und von herzen kommenden Rock´n Roll-Riffs könne man halt nichts falsch machen, schreibt jemand auf einer bekannten Musik-Plattform über die vier Jungs aus Seattle. Recht hat sie oder er wohl damit. Seattle selbst aber kann seit Soundgarden, Mudhoney und Co. auch nicht mehr viel falsch machen, scheint es. The Drowns reihen sich mit Songs wie „Battery Street“ oder „Hold Fast“ also ein in den seattligen „Nichts-falsch-machen-können“-Modus, obwohl sie doch musikalisch und dynamisch vielmehr an die kalifornischen Legenden von Descendents und Bad Religion erinnern. Ob nun der pazifische Nord- oder Südwesten der USA: alles weit weg irgendwie. Der Ballroom in der Oskar-Jäger-Straße ist da schon um einiges näher. Falsch machen mit The Drowns kann man da zumindest nichts. (Jörg Klemenz)       

Fr 14.07., Sonic Ballroom, 20 Uhr


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