Konzert-Tipps April ‘23 (Köln)

Alex G

Indie Rock/Alternative. Alex G kommt ursprünglich aus dem äußersten Nordwesten New Jerseys, er heißt eigentlich Alexander Giannascoli, und: Er ist eine Art Kontroll-Freak, weil er nicht wolle, dass ein anderer Mensch die Kontrolle hat. Jedenfalls nicht über seine Song-Ideen. Deshalb sitze er die meiste Zeit alleine in seinem Zimmer mit seiner Gitarre und arbeite dort an seinen Liedern. Und die sind temporär magnetisch, hat man doch Bock, immer wieder etwas Neues an ihnen zu entdecken. Ein bisschen verhält es sich wie mit diesen alten Super 8 Kamera-Filmchen, die man ab und zu aus der Schublade kramt, um die eigene Körperhaltung aus Kinderzeiten noch einmal genauer zu studieren. Mit jedem Hinsehen verändert sich der Gang, mit jedem Hinhören verändern sich die Songs von Alex G. Also: genau hinsehen und hinhören im Gebäude 9. (Jörg Klemenz)       

Di 04.04., Gebäude 9, 20 Uhr

Giant Sand / Xixa

Alternative Country. „Good luck suckers, I′m on my way“, singt Howe Gelb bei „Forever and a Day“. Ja, auf ihrem musikalischen Weg befindet sich eine der wohl schillerndsten Personen aus der Americana-Szene seit über 50 Jahren, und einige Kritiker fragten sich schon des Öfteren: Hat der Junge nicht endlich mal genug von all dem Zirkus? Auch wenn er schon länger davon spricht, dass es jedes Mal seine letzte Tour sein wird. Glauben muss man es ihm nicht. Denn erneut kommt er mit seinen Bandkollegen, von denen man gar nicht mehr so richtig weiß, wer die eigentlich sind, weil Gelb schon so viele hatte, auf Tour. Aber Achtung, Mythos (!): Mit ins Luxor werden Giant Sand eine Songauswahl von mehr als 60 Alben mitbringen. Wie gesagt, „Good luck suckers“, Giant Sand are on their way. Mit dabei: die Psychedelic-Rocker Xixa aus Tucson. (Jörg Klemenz)       

Mo 17.04., Luxor, 20 Uhr

Holy Moly & The Crackers

Garage Rock/Folk Rock. Hört man „Cold Comfort Lane“, einen der meistgehörten Songs der Sechs aus Newcastle im Internet, spuckt einem das musikalische Selbstverständnis der Nummer à la Arctic Monkeys mitten ins Gesicht. Hat man sich die Rotze dann erst einmal abgewischt, kann man gar nicht anders als sich zu bewegen. Frech schlängeln sich die Basslinien um die angezerrten Gitarren-Riffs, die oftmals wie aus irgendeinem Mauseloch dahergekrochen kommen. Die piksen den Tanzenden am Fuß. Ein bisschen jedenfalls. Aber das ist schon okay, weil sie oder er oben rum ein Tête-à-Tête mit Ruth Lyons Stimme hat. Wer das also so oder so ähnlich erleben möchte, sollte nach Ehrenfeld ins Artheater. „Baby, when it's over we'll start it again“, singt Lyon an einer Stelle. Ach, du heiliger Strohsack, welch coole Aussichten für diesen Abend! (Jörg Klemenz)       

Di 09.04., artheater, 19.30 Uhr

Jadu Heart

Elektro/Indie. Während ihres Studiums 2015 am BIMM-Institute (The British and Irish Modern Music Institute) erhielten die beiden jungen Studenten Diva-Sachy Jeffrey und Alex Headford eine Hausaufgabe: einen Zyklus hörbar darstellen. Was sich die damals leitende Musikprofessorin dabei dachte, ist nicht weiter bekannt. Bekannt allerdings ist das Ergebnis, das daraus entstand: Jadu Heart. Jeffreys und Headfords Alben sind von Beginn an Konzept-Alben, die einem durchgängigen Narrativ folgen, nämlich dem der beiden fiktiven Charaktere von Dina (Jeffrey) und Faro (Headford). Deren auto-fiktionalen Lebens-Geschichten werden irgendwo zwischen tranceartigen Vocals, softem Gitarren-Geschrammel und elektronischen Drum-Spuren erzählt. Mehr Entspannung ist an einem Dienstag-Abend kaum vorstellbar. Tolle Hausaufgabe, Frau Professorin! (Jörg Klemenz)       

Di 04.04., YUCA, 20 Uhr

Shonen Knife

Pop-Punk. „Wir haben Shonen Knife gesehen und sie waren so cool. Ich weinte und sprang auf und ab und raufte mir die Haare aus – es war unglaublich. Ich war noch nie in meinem ganzen Leben so begeistert.“ Eigentlich ist dieses Zitat viel zu lang für einen Konzert-Tipp, aber: Man darf hier gerne mal eine Ausnahme machen. Denn es stammt von keinem Geringeren als Kurt Cobain. Der nämlich sah die drei Punkrock-Damen aus Osaka das erste Mal 1991 auf einem Konzert in L.A. Danach spielten sie einige Gigs als Vorband der Grunge-Götter, bevor sie 1992 dann schließlich selbst mit ihrem Album „Let’s Knife“ einen fetten Deal bei Capitol Records abschlossen.  Naoko Yamano, die mittlerweile 62-jährige Sängerin von Shonen Knife, wird uns hoffentlich zwischen ihren Songs im Gebäude 9 etwas mehr von dieser Geschichte ihres Lebens erzählen.  (Jörg Klemenz)       

So 02.04., Gebäude 9, 20 Uhr

Spencer Cullum

Folk/Jazz. Wer auf seinem ersten eigenen Album namens „Coin Collection“ einen seiner Songs „Dieterich Buxtehude“ nennt, muss entweder völlig einen an der Mütze oder aber eine besondere Beziehung zu dem dänisch-deutschen Organisten und Komponisten aus dem 17. Jahrhundert haben. Letzteres ist wohl wahrscheinlicher, wenn auch nicht belegt. Da jedoch Folk-Größen wie Deer Tick, Miranda Lambert oder auch Dylan Leblanc, mit denen der gebürtige Engländer Spencer Cullum schon des Öfteren zusammen auf der Bühne gestanden hat, bisher nichts Negatives über ihren Sideman zu berichten hatten, wäre eine gewisse Affinität unseres Hauptprotagonisten Cullum hin zur vollendeten Polyphonie im Bereich des Möglichen. Definitiv. Bestätigen würden das nicht zuletzt auch die auf seiner Platte ziemlich eingängigen General-Bassstimmen, die sich wie dressierte Katzen an Melodie und Harmonie anschmiegen. In den austarierten Songs erzählen die Instrumentalparts schon die halben Geschichten, die andere Hälfte übernimmt Cullum mit seiner unaufgeregten, umherstreunenden Stimme. Dressiert oder umherstreunend: völlig egal. Auf ins Blue Shell. (Jörg Klemenz)       

Mi 19.04., Blue Shell, 20 Uhr

Steve Gunn

Americana/Folk Rock. „Ein Wort bleibt aus Gunns Mund nur ein Wort, wird nicht Musik, sondern bleibt eine Aneinanderreihung von Buchstaben“, schrieb vor einigen Jahren ein Musikkritiker über den in Brooklyn lebenden Gitarristen und Singer-Songwriter Gunn. Er darf diese Meinung haben, aber: Steht er doch ziemlich einsam und verlassen da mit ihr. Denn sein mittlerweile sechstes Album namens „Other You“ wird von vielen anderen Kritikern und Kollegen als sein bisheriges Opus Magnum bezeichnet. Seine Songs schüttelt Gunn lässig aus dem Ärmel, mag man meinen. Natürlich, sanft und total emotional sind sie, knabbern sie sich beinahe verführerisch ihren Weg ins Gehör, wenn man das denn zulassen kann und will. Das kitzelt manchmal, na klar. Aber möchten wir denn nicht alle mal wieder ein bisschen gekitzelt werden? (Jörg Klemenz)       

Sa 15.04., King Georg Klubbar, 20.30 Uhr


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