Ilse DeLange - Einheitsbrei aus Nashville

Köln (kle) Zwei Damen mittleren Alters sitzen hinter dem zugezogenen Vorhang des Foto-Automaten und krümmen sich vor Lachen. Nur ein paar wenige Fans der niederländischen Country- und Pop-Sängerin Ilse DeLange, die am heutigen Abend im Carlswerk Victoria spielt, bekommen diese ulkige Szene mit. Die Stimmung so kurz vor dem Konzert jedenfalls ist ausgelassen. Als DeLange dann schließlich um Punkt acht in ihrem schwarzen Glitzerkleid samt Band auf die Bühne stürmt und den Song „Way Back Home“ raushaut, reißen die zwei Damen den Vorhang auf Seite und verschwinden irgendwo im Gedränge der rund 800 Zuschauer.

DeLange betont zwischen ihren Liedern mit dem typischen Nashville-Sound ein ums andere Mal, wie sehr sie sich freue, endlich wieder in den Hallen Deutschlands ohne Corona-Beschränkungen unterwegs sein zu können. Irgendwann spult sie diese Corona-Leier wie vom Band ab, DeLanges ehrfürchtige Dankbarkeit wird zum nervtötenden Narrativ des Abends. Und dass sich die Nummer „World of Hurt“ gar nicht so anhört wie eine Welt voller Schmerz, sondern eher wie der Soundtrack eines nicht enden wollenden Roadtrips auf der Route 66, scheint musikalisches Prinzip dieses nashvillianischen Einheitsbreis zu sein: Die Titel – unter anderem auch „Flying Blind“ – können ihre Versprechen nicht halten.      

Als DeLange plötzlich mutig von ihrer Mutter erzählt und sich die Frage stellt, wie das denn wohl sei, wenn „Mama“ irgendwann nicht mehr da wäre, rücken die vielen Liebespaare im Carlswerk noch enger zusammen und lassen sich bis zum Ende des Auftritts nicht mehr los. Dann singt die Niederländerin „Homesick“. Alles in allem ist das nicht nur der emotionale, sondern gleichzeitig auch musikalische Höhepunkt der Show. Kein Country- und Cowboy-Tamtam, nur Piano und DeLange. Das tut gut.    

Was sonst noch so geschieht: „Jolene“ von Dolly Parton wird abgefeiert. Modernere Popnummern wie „Winter of Love“ mühen sich redlich ab, bleiben jedoch eher Nümmerchen. Und: So einige Zuschauer verlassen das Konzert schon vor der Zugabe.


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