Macklemore in Köln: ein echt cooler Typ

Köln (kle) Obwohl sich der US-amerikanische Rapper Ben Haggerty alias Macklemore wirklich Zeit lässt und erst um 21.40 Uhr zusammen mit seinen Backgroundsängern und seiner Band die Bühne der fast ausverkauften Lanxess-Arena betritt, sind seine Fans kein bisschen müde, ihr Idol mit frenetischem Jubel zu begrüßen. Dabei hatte schon zuvor die Stimmung während des Vorprogramms den Charakter eines Hauptakts. Sorgte doch keine Geringere als die australische Singer-Songwriterin Toni Watson alias Tones and I unter anderem mit ihrem Hit „Dance Monkey“ für einen musikalischen Höhepunkt des Abends.

Von dieser hitzigen Atmosphäre profitiert der aus Seattle stammende Wortakrobat Macklemore und legt sich sodann mit der Nummer „CHANT“ direkt hinein ins gemachte Nest. Und viel Brimborium braucht es nicht dafür: Ein Spotlight, ein schüchternes Piano und ihn selbst, der die Textzeilen „They told me that I'm gone / I told them, ‚Don't panic‘“ singt. Wie ein Scherenschnitt entfaltet sich der Song sukzessive. Und da ist auch wieder Watson, die den Refrain mit ihrer Stimme, die süchtig machen kann, aufpimpt, bevor schließlich alles in einer Feuersbrunst kulminiert. Dieser Show-Auftakt sucht seinesgleichen. Aber auch Haggertys Worte an seine Fans suchen seinesgleichen. „Unglaublich, es ist f* good, wieder zurück in Köln zu sein! Ihr seid die besten Fans der Welt!“ Ein bisschen dick aufgetragen wirkt das vom US-Amerikaner, den Zuschauern allerdings ist das egal. Völlig. Flippen sie doch in Dauerschleife aus. Bei seinem Hit „Thrift Shop“ gibt es kein Halten mehr. Eine Freundin schreit ihrem Freund ins Ohr: „Oh mein Gott, das ist doch sein bester Song!“ Einer seiner besten, das stimmt. Einen faden Beigeschmack bei all dem haben nur Macklemores Nerzmantel, den er extra für diese Nummer angezogen hat. Und Sätze wie „Wiener Schnitzel und Brezel überall, wohin man schaut. Ich liebe Köln so sehr!“. Das alles ist wohl Teil seines von Sarkasmus durchtränkten Gesamtwerks. Daher: Wer darüber schmunzeln kann, ist bei Macklemore klar im Vorteil.

Mit einem Lächeln im Gesicht machen dessen Lieder und Klamotten-Wechsel auch so viel mehr Spaß. Mit „Downtown“ bringt Haggerty funky Beats in die Halle, die Tänzer legen einen astreinen Breakdance aufs Parkett. Zeitweise ähnelt die Show mehr einer Musical-Darstellung als einem Rap-Konzert. „Nichts hat so eine Energie wie Musik“, flüstert Macklemore kurze Zeit später ins Mikro. Recht hat er. Sein Auftritt jedenfalls zeugt davon. Und die Fans hängen an seinen Lippen. Gleicht Macklemore doch temporär mehr einem Prediger der wirklich wichtigen Dinge im Leben, als einem Rapper, wenn er einfach nur so da sitzt auf dem Bühnenrand, von „Spaß und Liebe“ spricht und „And God loves all His children“ singt. Überhaupt legt sich Haggerty mit seinem ganzen Körper in jedes einzelne Wort, das er spricht. Seine Botschaften, die sind ihm wichtig. Das macht ihn so authentisch und seinen Song „Otherside“ so megastark.

Und gerade, als es so richtig Lust macht, Macklemore bei der Ausübung seines Berufes zuzuschauen, weil er beim Song „1984“ und dessen Deutsche Welle-Ambitionen wie der junge Billy Idol über die Bühne schwirrt oder bei „And we Danced“ Sex mit einer seiner Tänzerinnen andeutet, bedankt er sich brav beim Publikum und sagt „Thank you!“. Na klar haut er dann am Ende der Zugabe noch die Nummer raus, mit der er 2012 weltberühmt geworden ist: „Can‘t Hold Us“. Die Arena steht Kopf. Fazit: Echt gute Songs. Echt gute Show. Echt cooler Typ.


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