Ende gut, alles gut: Emeli Sande gewinnt die Herzen der Zuschauer

Düsseldorf (kle) Das Licht der Mitsubishi Electric Halle erlischt für einige Sekunden, erst geht ein Raunen, dann tosender Applaus durch die aufgeregten Stuhlreihen; denn da sitzt sie plötzlich, die BRIT Award Gewinnerin des Jahres 2013 in der Kategorie `British Female Solo Artist`, am Ende des schmalen Lichtkegels in einem feurig roten Jumpsuite hinter dem elegant schwarzen Flügel, nur die für Sande charakteristische weißblond-freche Haartolle bewegt sich zur stillen Rhythmik von „Survivor“. Nach und nach mischen sich die vier Backgrounds, E-Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug in den Song ein - Emeli Sande steht, „I thank God that I‘m surviving, yeah, yeah“ singt sie mit ihrer unfassbar angreifbaren und unfassbar kraftstrotzenden Stimme, das Publikum sitzt, noch.

Unermüdlich hetzt Sande weiter, „Heaven“, die erste Singleauskopplung ihres Erfolgsalbums „Our Version of Events“ aus dem Jahre 2012 sollte die Bewegungsenzyme der rund 3000 Zuschauer eigentlich aktivieren, aber die Basslinien wummern zu übermächtig, ein Tom-Fill-In jagt das nächste: Sandes Stimme wirkt vergraben, der Song vergeudet, die Tanzwilligen irritiert. 

Auch  „Hurts“, ein mondän-poppiger Ohrwurm mit spanischen Folkloreelementen - der gut und gerne Soundtrack für den neuen James Bond hätte sein können - bleibt in den Stahlstreben der Bilker Konzerthalle hängen, der Sound ist zu wenig definiert, Sande kämpft in den ersten 20 Minuten ihrer Vorstellung mit sich, ihrem Anspruch und dem Tonmeister.

Und dann? Dann fängt sie an zu erzählen von ihren Anfängen, von ihren Erfahrungen, „All we have is now!“, flüstert sie ins Mikrofon, eine Stecknadel, man hätte sie fallen hören können, für einen Moment hält jeder den Atem an -  „If you love someone, give it all you‘ve got“: Sande ist jetzt angekommen, gelangt während „Honest“ in unendliche Höhen.

Danach läuft es wie am Schnürchen, die Anspannung der Düsseldorfer löst sich auf, kehrt sich um in Hochachtung für Sande, und sie spricht einfach weiter zwischen den Liedern, betont die unendlich zerbrechliche Macht der Musik und ihr persönlich unermessliches Glück, ein Teil der musikalischen Darbietung dieses Abends sein zu können. Den Songtitel „Extraordinary Being“ widmet sie dem Publikum, jedem einzelnen Besucher. Von da an gibt es kein Halten mehr, die Leute klatschen, tanzen, jubeln, Sande lebt jeden Ton, jedes gesungene Wort, es scheint, als schlängele sie sich unablässig von Kopf bis Fuß in die Decke, die Stahlstreben stellen kein Hindernis mehr dar.

Nach etwa anderthalb Stunden ist Schluss, eine letzte Botschaft aber hat die mittlerweile sehr wehmütig gewordene Emeli Sande noch: „You are not alone, don‘t fear.“

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