Biffy Clyro hängen am Haken ihrer eigenen Kreationen
Düsseldorf (kle) Was für eine Rock-Show an einem verregneten Montagabend in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle. So oder so ähnlich könnte man das Konzert der schottischen Band Biffy Clyro vor etwa 5.000 Fans in einem Satz zusammenfassen. Aber: So richtig trifft es das noch nicht ganz.
Die aufgebauten Brezel-Stände laufen gut. Einige rennen mit T-Shirts einer bekannten Düsseldorfer Punkband durch die Halle. Die Bühne wirkt aufgeräumt. Bereit irgendwie. Verstärker, Schlagzeug und Co: Alles in Weiß gehalten. Schick sieht das aus. Dann: Die Lichter der Halle erlischen und „Also sprach Zarathustra, OP. 30“ ertönt. Das kennt jeder. Jedoch nicht so. Die Bläser klingen schief. Äußerst schief. Ein paar der Zuschauer lachen. Verständlicherweise. Aber: Gewollt ist das. Die schiefen Töne gehen fließend über in die Anfangstöne von „DumDum“. Leise betritt die Band die Bühne. Noch ist es dunkel. „Everything’s great, it’s all been a pleasure / Nothing has changed, life couldn’t be better“ singt Simon Neil mit hauchzarter Stimme ins Mikro. Einen schwarzen Leder-Trenchcoat hat er übergezogen. Rotes Licht durchflutet die Halle. Und weil sich diese Nummer so herrlich atmosphärisch entwickelt, entwickeln sich mit ihr auch die Licht-Effekte in zum Teil zuckende Strato-Blitze. Die Fans sind geflasht von diesem Auftakt, genau wie auch von dem direkt folgenden Song „A Hunger in Your Haunt“. Etwas Monumentales hat der. Mitsingen können die 5.000 da: „Whoa-oh-oh-oh!“
Und mittanzen. Wie zum Beispiel bei „Who’s Got a Match?“ Überhaupt erinnern einige Lied-Passagen der 1995 gegründeten Band an alte Indie-Club-Zeiten zu Beginn des neuen Jahrtausends. Als man sich zu den Sounds von The Killers, Franz Ferdinand und Konsorten bis tief in den Morgen hinein bewegte. Die Knochen der größtenteils Mittvierziger halten das noch aus. Heute Abend jedenfalls. Das macht Spaß. Und Biffy Clyro? Die spielen sich zwischendurch immer wieder in eine Art Trance, in eine Art Tunnel. Beinahe ist es ein bisschen so, als würden ihre Songs leben und das von ihnen einfordern. Als hinge die Band am Haken ihrer eigenen Kreationen, die manchmal kantig, manchmal hoch fragil daherkommen. Es ist eine Kunst, das so hinzubekommen.
Man selbst bleibt des Öfteren an Bildern, die die Musik der drei schottischen Rockstars in einem hervorrufen, hängen. „Instant History“ beispielsweise ist so ein Song: Breitgefächerte Synthi-Sounds vermengen sich hier mit krachenden Drums und einer klaren Basslinie. „This is the sound we make“ singen die drei dabei mit nacktem Oberkörper ins Mikro. Die Nummer: Wie geschaffen für den Abspann des nächsten James Bond-Streifen. Der Abspann heute Abend: Der ist voller Lust, voller Energie. Biffy Clyro lieben das, was sie tun. Das merkt man ihnen, das sieht man ihnen an. Mit „Many of Horror“, der Hymne der Band, endet das Konzert. Simon Neil kommt nochmal nach vorne und sagt: „We are Biffy Fucking Clyro!“ Ja, das trifft es.