Steve Lukather: „Und dann lud mich Michael Jackson zu einer Session ein“
Düsseldorf (kle)
Interview mit Steve Lukather am 19.12.24
Gitarrist, Sänger, Gründungsmitglied und aktueller Bandleader der Band Toto, Steve Lukather, wird zusammen mit seinen Bandkollegen im Rahmen der aktuellen Toto-World Tour - „The Dogz of Oz World Tour 2025“ – am 19. Februar auch einen Halt in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle einlegen und dabei Klassiker wie „Africa“, „Hold The Line“ oder „Rosanna“ mit im Gepäck haben. Diese Show verspricht einen Abend voller musikalischer Highlights, die Rockfans nicht verpassen dürfen.
Am Abend des 19.12.24 hat Steve Lukather mit dem Musikjournalisten Jörg Klemenz über seine aktuelle Europatour, das würdevolle Altern und über einen der - na klar – schönsten Berufe der Welt gesprochen.
Lieber Herr Lukather. Danke, dass Sie sich heute Zeit für die Rheinische Post nehmen.
Der Bandname „Toto“ geht auf den Namen des Hundes zurück, der Dorothy, die Hauptfigur der Geschichte
„Der Zauberer von Oz“, auf ihrer Reise begleitet.
In Deutschland gibt es eine Ausdrucksweise, die da lautet: Das ist des Pudels Kern. Was ist der Kern von Toto?
Das ist eine ziemlich schwer zu beantwortende Frage. Ich spiele jetzt schon so lange in dieser Band, dass mir die Bandgeschichte mittlerweile ein bisschen wie ein langer Film vorkommt. *L lacht herzlich* Aber wenn du mich nach dem Kern von Toto fragst, habe ich so spontan eigentlich nur eine Antwort darauf: Musik.
Und es gab da in den letzten Jahrzehnten nicht nur Gipfel, die wir erklommen haben, sondern auch das ein oder andere Tal. Doch wir sind zurück. Mit Millionen unglaublicher Fans, die beinahe das gesamte Altersspektrum abdecken. Von 15 bis 75 ist alles dabei. Ich bin ein gesegneter Mann, der das erleben darf. Und 2025 wird ein fantastisches Jahr.
Sie stehen seit fast 50 Jahren mit Toto auf der Bühne. Toto und mittlerweile auch die Ringos-All-Starr Band halten sie ganz schön auf Trab, schaut man sich ihren Terminkalender an. Keine Angst vor einem Herzinfarkt?
*L lacht wieder herzlich* Du hast recht, schließlich bin ich schon 67 Jahre alt. Aber mein Doktor hat zu mir bisher noch nicht gesagt, dass ich meinen Beruf an den Nagel hängen soll. Aber natürlich bin ich nicht mehr so eine draufgängerische Person, wie noch mit 35 Jahren. Ich habe mittlerweile ganz gut gelernt, Dinge ruhiger anzugehen. Grundsätzlich bin ich ein sehr gesunder Mensch.
Letztes Jahr sagten sie in einem Interview, dass sie schon oft um Vergebung gebeten haben für die Zeit, in der sie viel zu viel Alkohol getrunken haben. Diese Zeit ist vorbei. Warum ist es nicht immer leicht, ein Rockstar zu sein?
Das ist eine harte Frage. Ich trinke schon seit langem nichts mehr. Diese Scheiße habe ich komplett eingestellt. Aber ich war jung, kannte meine Grenzen nicht. Welche Grenzen hast du ausprobiert, als du jung warst? Aber klar: Ich spielte in einer Rock’n’Roll-Band, wir hatten unfassbaren Erfolg mit Toto. Wir wussten damals gar nicht, wie uns geschah. Das war eine verrückte Zeit in meinem Leben. Und früher gehörte der Alkoholkonsum einfach zum Rock’n’Roll-Business dazu. Man hinterfragte das kaum. „So sei das nun mal“, sagten alle in dieser Blase. Am Ende ist man daran gewachsen oder gestorben.
Berühmt geworden sind sie nicht nur mit Toto. Sondern vor allem auch durch ihre langjährigen Sessions als Gitarrist für zahlreiche andere namhafte Künstler. Michael Jackson, Elton John, Eric Clapton oder Lionel Richie zum Beispiel. Waren das die besten Jahre ihres Lebens?
Ja. Größtenteils. Ich war einer der gefragtesten Gitarristen der Welt, spielte 6 Tage in der Woche Songs für die berühmtesten Musikerinnen und Musiker ein. Das war surreal. Jeden Tag. An einem dieser Tage, ich war gerade mal 23 Jahre alt, spielte ich eine Nummer für Quincy Jones Album „The Dude“ ein, das übrigens vier Grammys gewann. Und da lief ich Michael Jackson über den Weg, der zu dieser Zeit an seinem eigenen Album „Thriller“ arbeitete. Er lud mich zu einer Session ein. Er war ein großartiger Musiker.
Toto hat rund 4 Milliarden Streams auf Spotify, eine deutsche Zeitung titulierte vor 5 Jahren „Der merkwürdige Internet-Hype des Toto-Songs „Africa““.
Warum, glauben sie, ist die Musik von Toto heute für junge Menschen so interessant?
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie wir es schaffen, vor allem mit „Africa“ einen Nerv bei jungen Menschen zu treffen. Wenn ich es wüsste, würde ich das Geheimnis hüten und es immer dann herauslassen, wenn es von Nöten wäre. Aber das ist nicht möglich. Natürlich könnte ich jetzt stundenlang mit dir über gut gemachte Songs philosophieren, was sie im Speziellen ausmachen – und ich weiß noch nicht einmal, ob am Ende „Africa“ überhaupt zu ihnen gehört -, aber die Nummer läuft seit über vierzig Jahren auf der ganzen Welt rauf und runter. Ohne Pause. Und seit ein paar Jahren geht sie durch die Decke wie nie. Ergebnis: eine der größten US-Touren seit langer Zeit für uns. Wir füllen wieder riesige Hallen. Auch in Europa. Das fühlt sich großartig an. Wir genießen es.
Und das alles, obwohl sie den Song vor seiner Veröffentlichung 1982 als dumm bezeichnet haben…
Ja, das stimmt. Gemeint habe ich das allerdings nicht so hart, wie es sich anhört. Mir waren damals andere Songs einfach wichtiger. Grundsätzlich jedoch lag ich mit meiner Einschätzung, zumindest was den Erfolg von „Africa“ anging, völlig falsch. Das gebe ich zu.
Nochmal kurz zurück zu „Africa“. Die Indie-Band Weezer coverte „Africa“ vor 5 Jahren und feierte damit einen ihrer größten Erfolge. Hatten sie seitdem mal Kontakt zu Weezer-Sänger Rivers Cuomo?
Nein, ich habe noch nie mit ihm gesprochen.
Aber Hey, ich bin ein netter Kerl. Weezer haben durch unsere Nummer einen zweiten Frühling erleben dürfen. Das ist doch schön. Für sie. Und für uns.
Am 19.02.2025 kommen sie mit Toto nach Düsseldorf in die Mitsubishi Electric Halle. Auf was werden sich ihre Fans an diesem Abend freuen können?
Wir haben unsere Setlist komplett verändert. Unsere Fans werden die Show lieben. Da bin ich mir ganz sicher.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit, Herr Lukather.