Mit The Hooters stolpert man zum Bäcker

Düsseldorf (kle) Wer auf irgendeiner gemütlichen Küchenparty zusammen mit seinen Mitt-Fünfziger-Freunden irgendwann auch mal The Hooters hört, wird ganz automatisch immer wieder mit den zwei gleichen Phrasen in seinem Kopf zu kämpfen haben. Erstens: „War schon geile Musik damals.“ Und zweitens: „Fön-Frise und Sakko XXL: Denn sie wussten nicht, was sie taten.“

Die Sakkos und Frisen, so viel sei verraten, tragen die Mitglieder der US-amerikanischen Rockband, die mit Songs wie „All You Zombies“ oder „Johnny B.“ Mitte der 1980er-Jahre über die Grenzen Philadelphias von sich reden machte und allerspätestens durch ihren Auftritt beim Live-Aid-Konzert im Sommer 1985 internationale Bekanntheit erlangte, nicht mehr. Ihre geile Musik allerdings, die gibt es noch und die spielten die fünf Jungs um Frontmann Eric Bazilian am Samstagabend im Rahmen ihrer aktuellen Tour im Düsseldorfer Zakk vor, na klar, ausverkauftem Hause.

Außentemperaturen von über 36 Grad jedenfalls hindern die Fans der Kultband nicht daran, sich um kurz vor acht in die Konzerthalle zu quetschen. Selten ist das Kulturzentrum so proppenvoll, selten ist die Luft im Emporen-Bereich so dünn und stickig gewesen. „I’m Alive“, der Titel der Anfangsnummer, er passt irgendwie ganz gut hinein in die zakksche Tropfsteinhöhle. Die Band wird von insgesamt sechs Ventilatoren, die gleichermaßen rechts und links neben den Drums aufgestellt sind, abgekühlt. Die ersten beiden Zuschauer-Reihen bekommen die Reste dieser Warmluft-Zufuhr ins Gesicht geweht. Überhaupt wirken die Fans, vor allem die ganz vorne, mega-glücklich, ihren Idolen so nah sein zu können. Strecken sie doch den beiden Band-Urgesteinen John Lilley und Rob Hyman ein ums andere Mal ihre Arme sehnsuchtsvoll entgegen und rufen ihnen „John!“ und „Rob!“ zu. Bei „Day by Day“ klatscht sich Lilley mit den ganz hartnäckigen Zuschauern ab und posiert sogar während des Spielens lässig für ein Foto. Rockstar: was für ein Beruf. Den Song selbst spielen die Sechs von der Ostküste so inbrünstig, als sei er ihnen genau heute genau hier zum allerersten Mal so richtig geglückt. Dabei ist die Nummer schon 38 Jahre alt.

Apropos alt: Eric Bazilian und Rob Hyman lernten sich 1980 an der Universität von Pennsylvania kennen, gründeten The Hooters und sind seitdem zusammen auf Tour. Gefühlt zumindest. Ein gewisses Verschleiß-Momentum bei ihnen wie auch bei den restlichen Musikern der Band, als Zuschauer sucht man es – bewusst oder unbewusst - aber: da ist nichts. Nur Hingabe. Und das nach über 43 Jahren. Kaum zu glauben. Allen voran Bazilian. 70 wird er in zwei Wochen. Und doch wirkt er wie der ewige Jungbrunnen, wie der bescheidene Kerl von nebenan, der morgens etwas verpeilt mit seiner Flöte unterm Arm zum Bäcker stolpert und dann nachts vor hunderten Fans ganz schüchtern und von sich selbst überrascht sein neues Lied zum Besten gibt.

Und die neuen Lieder, wie zum Beispiel „Why Won’t You Call Me Back“, hauen einen nicht aus den Latschen, zugegebenermaßen. Erfinden The Hooters das Rad des Rock nicht neu. Doch in Sachen Authentizität, da sind die Multi-Instrumentalisten unschlagbar. Am Ende singen die rund 800 Fans mit einer Stimme vibrato „Johnny B / How much there is to see / Just open your eyes and listen to me“. Und noch am nächsten Morgen pfeift man die Flöten-Melodie von „Johnny B.“, während man sich die Sandalen anzieht und zum Bäcker stolpert.


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