Peter Maffay nah dran am Publikum
Köln (kle) Die vielleicht beste Bühnenidee seit langem, und so simpel: Man nehme die Form einer Gitarre, vergrößere diese um das Zweihunderfache und lasse eine Band darauf auflaufen. Und genau das geschieht dann auch ein paar Minuten nach acht in der nicht ganz ausverkauften Lanxess-Arena. Peter Maffays Begleitmusiker schnellen bei den ersten Akkorden von „1000 Wege“ aus dem Bühnengraben nach oben. Sie winken kurz hoch in die Ränge, begeben sich an ihre Instrumente und legen los. Kurz darauf kommt auch er in schwarzer Ledermontur leichtfüßig und sichtlich glücklich hinterhergerannt: Peter Maffay. Das Publikum ist entzückt. Und Maffay singt „Perlen aus Luft erzählen wie‘s früher mal war“.
Dann wirft er seine schwere Jacke auf Seite, schnappt sich die Akustikgitarre und rockt ab bei „Das ist gut“. Die Band macht ordentlich Druck. Es macht Spaß ihrem wilden Treiben zuzuschauen: Das Schlagzeug steht auf einer separaten kleinen Bühne und dreht sich regelmäßig um seine eigene Achse. Maffays Saxophonist stürmt während des Songs auf die Bühne. Sein Solo: Pure Lust am Spiel. Überhaupt die Lust zu spielen. Maffay hat sie. Die Band hat sie. Das spüren die 12.000 Fans. Die Nähe zwischen ihnen und Maffay ist nicht einfach in Worte zu fassen. Sie ist einfach da. Und dann spricht er über die letzten zweieinhalb Jahre, darüber, wie groß sein Verlust gewesen sei: „Das hier haben wir so schmerzlich vermisst!“ Maffay möchte eigentlich gar nicht so viel reden, sagt er, aber dann bekennt er sich zu Gott, betont die Daseinberechtigung aller Religionen. Das Thema liegt ihm am Herzen. Die Zuschauer sind ergriffen. Sie applaudieren. Das Lied „Größer als wir“ vom 2019 veröffentlichten Album „Jetzt!“ folgt. Das ist nur konsequent. „Egal, wie man dich nennt […] / egal, wer du auch bist.“
Und thematisch konsequent geht es weiter. Das Sterben, der Tod hält Einzug in den darauffolgenden Nummern. Maffay schafft es immer wieder die Menschen zu berühren. „Mein geliebter Vater hat uns in den letzten zwei Jahren auch verlassen“, erzählt er. Gespenstische Ruhe. Der Sound bei „Wenn wir uns wiedersehen“, er ist so klar, so fein. Direkt nach dem Song kippt ein Zuschauer um. Direkt vor Maffay passiert das. Die Sanitäter eilen zur Hilfe, kümmern sich um die Person. Das Konzert wird für kurze Zeit unterbrochen. „Wir begleiten ihn mit den besten Wünschen!“, spricht Maffay leise ins Mikro.
Und nachdem sich die Band und die Menschen in der Arena von diesem Schock wieder etwas erholt haben, geht es mit den bekannten Tabaluga-Stücken und danach mit den Klassikern Maffays auf die Zielgerade. „Über sieben Brücken musst du gehn“: Ein Wahnsinnsmoment in der Arena. Tausende Menschen stehen, schwenken ihr Handy und singen. Die Band begleitet sie. Und Maffay: Der dirigiert. Am Ende bei „Sonne in der Nacht“ tritt die Band sukzessive ab, Maffay nimmt sich nicht wichtig, er geht mit ihr zusammen von der Bühne. „Liebe Leute, wir sagen euch Gute Nacht.“