Panic! at the Disco sagen „Tschüss!“
Köln (kle) Richtiges Schietwetter ist das am späten Freitagnachmittag in Köln. Ein böig kalter Wind pfeift um das Stadthaus Deutz und um die Lanxess-Arena, dazu immer wieder mal kurze Regenschauer. Beide, Wind und Regen, kriechen - ihrer Natur entsprechend - unter die teils sehr dünnen Stoffe der Fans von Panic! at the Disco. Die nämlich stehen schon rund fünf Stunden vor Konzertbeginn der US-amerikanischen Alternative-Rock-Band aus Las Vegas in zahlreichen, nicht enden wollenden Schlangen tapfer vor der Arena, und: frieren. Frieren für das allerletzte Konzert der vierköpfigen Truppe um Frontmann Brendon Urie in Deutschland. Denn der gab Ende Januar die Auflösung von Panic! at the Disco nach fast 20 Jahren Band-Geschichte bekannt.
Aber Ende: Papperlapapp. Erstmal werden die rund 15.000 Zuschauer um kurz nach neun schön eingenebelt. Plötzlich ertönen dumpfe Bass-Schläge in unregelmäßigen Abständen. Die einen staunen, die anderen kreischen. Die ein oder anderen machen beides gleichzeitig. Und das Intro von „Say Amen (Saturday Night)“, na klar, das kennen alle und wissen: Gleich geht sie los, die Panic-Show. Erst erscheint die Band samt Streichern, dann hört man Uries super-softe Stimme, die da singt „Been travelin' in packs that I can't carry anymore / Been waitin' for somebody else to carry me“. Als er schließlich die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr bei der größtenteils weiblichen Gefolgschaft Uries‘.
Überhaupt Halt: den hat so mancher Fan heute Abend nicht genug. So werden während des Konzertes immer wieder mal Fans ohnmächtig. Das fällt auf. Bei „All by Yourself“ zum Beispiel wird eine junge Frau aus der Menge gehievt, damit sie versorgt werden kann. Urie zeigt sich aufmerksam, unterbricht den Song für kurze Zeit und erkundigt sich nach ihrem Wohlergehen. Das ist groß, das ist verantwortungsbewusst vom werdenden Papa. Einer der atmosphärischsten Höhepunkte der Nacht ist definitiv „House of Memories“. Das Publikum beherrscht den Text aus dem Effeff, alle singen „Baby, we built this house on memories“. Gänsehaut pur. Mit „High Hopes“ schließlich endet das letzte Deutschland-Konzert der smarten Band aus Nevada. Ein paar Tränen kullern. Auf den Tribünen und auf der Bühne.
Erschienen in der Kölnischen Rundschau