Als wäre Freddie Mercury persönlich gekommen

Düsseldorf (kle) Die britische Rockband Queen kennt jeder. Songs wie „We Are the Champions“, „We Will Rock You“ oder „Radio Ga Ga“ haben die meisten wahrscheinlich öfter in ihrem Leben gehört als das Bellen eines Hundes. Und Dave Grohl, Ex-Schlagzeuger von Nirvana und Bandleader der Foo Fighters, sieht es so: „Freddie Mercury war einer der größten Frontmänner aller Zeiten. Er schaffte es, Tausende und Abertausende Menschen durch seine Musik zu verbinden.“

Ein ganz schön schwerer Rucksack also, den sich der 46-jährige kanadische Sänger, Gitarrist und Pianist Marc Martel auf seiner „One Vision of Queen“-Tour 2023 anzieht, könnte man meinen, wenn er zusammen mit seiner Band und Stimme, die erschreckend exakt wie die von Mercury klingt, durch die Konzerthallen der Republik tingelt und Queen-Songs spielt. So geschehen auch gestern Abend in der Mitsubishi Electric Halle vor rund 2.500 Zuschauern.

Ein bisschen wie vor der Kinovorstellung eines neuen Blockbusters ist die Stimmung kurz vor Beginn der Show des Kanadiers, der weltweit bekannt geworden ist dadurch, dass er für den Film Bohemian Rhapsody Hauptdarsteller Rami Malek seine Stimme lieh: die einen schlürfen lässig an ihrer Cola, die anderen greifen beherzt in ihren Popcorn-Eimer. Plötzlich verdunkelt es sich, „Baba O’Riley“ von The Who erklingt aus den Lautsprecher-Boxen, ein Raunen geht durch die Halle – „Ohhhh“ und „Ahhh“ -, bevor Scheinwerfer die Band schließlich in grellem Licht erscheinen lassen und Martel in seiner schwarzen Lederkluft „Fear me you loathsome, lazy creatures / I descend upon your earth from the skies“ singt. Auch wenn „Seven Seas of Rhye“ nicht die ultimative Einstiegs-Nummer für ein Queen-Tribute-Konzert ist: Martel und seine Jungs rocken das Ding, das muss man ihnen lassen. Das Publikum jedenfalls ist begeistert, wenn auch noch nicht so ganz aufgetaut. Auch die ulkig klingende Fahrradklingel bei „Bicycle Race“ und Martel selbst, der wie ein Musical-Darsteller über die Bühne fegt, ändert erst einmal nichts daran. Erst bei „Hammer to Fall“ ahnen wohl einige auf ihren Sitzplätzen: Das könnte ein geiler Mittwoch-Abend werden.

Und tatsächlich: Als zögen die Lieder selbst die Zuschauer mit unsichtbaren Haken in ihren Bann, bleibt bei „Under Pressure“ niemand mehr sitzen. Ein guter Moment ist das, um die Augen zu schließen, denn es ist, als hätte Freddie Mercury in persona die Bühne durch eine Hintertür betreten. In Wahrheit jedoch sitzt der seit fast 32 Jahren in irgendeinem queeren Himmels-Club und schaut sich entspannt das bunte Treiben hier unten von dort oben an. Höchstwahrscheinlich. Gänsehaut, Teil 1. Martel klingt wie Mercury, das ist verblüffend. Dem ein oder anderen muss man in die Seite zwicken, damit sie es glauben. Zwischendurch plaudert der aus Montreal stammende Sänger ein wenig, erzählt, wie er damals als junger Teenager zu Beginn der 1990er-Jahre durch den Film „Wayne's World“ erst so richtig auf Queen aufmerksam wurde. In einer Szene des Films nämlich läuft der Queen-Klassiker „Bohemian Rhapsody“. Und, na klar, den singt er nach dieser Geschichte dann auch. Unwiderstehlich authentisch lächelt er dabei ins Publikum, fast so, als wolle er sagen: „Scheiß auf Himmel. Ich fange Freddie da oben mit einem Lasso ein und ziehe ihn für euch auf die Bühne.“ Spätestens jetzt ist das Konzert weit weg von irgendeiner Musical-Inszenierung oder irgendeinem Tribute-Band-Gehabe. Die Zuschauer wirken wie entfesselt.

Am Ende gibt es natürlich noch weitere Klassiker wie „Another One Bites the Dust“ – die Zuschauer singen mit Martel zusammen „Ein anderer beißt in den Staub“, das klingt schrecklich schräg – „Love of My Life“ – ein Lichtermeer aus Smartphones erstrahlt die Halle, das ist Gänsehaut, Teil 2 – oder „We Will Rock You“. In der Tat: ein geiler Mittwoch-Abend.  


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