Nothing But Thieves erobern den Rock-Olymp
Düsseldorf (kle) Mit ihrem Hit „Trip Switch“ und reichlich Vorschusslorbeeren im Gitarren-Köfferchen gastierte die Alternative-Rockband Nothing But Thieves (NBT) aus Southend-on-Sea gestern Abend in der Mitsubishi Electric Halle. So heißt es zum Beispiel über die fünf Jungs, dass sie – spätestens mit ihrem aktuellen vierten Album namens „Dead Club City“ - auf den Spuren von Bands wie Muse oder Placebo wandeln, ja, diese womöglich sogar übertrumpfen würden. Oha. Die einen nennen so etwas eine gehörige Portion Druck, die anderen eine willkommene Herausforderung. NBT sind die anderen, und sagen selbst über sich: „Sicher, wir stehen auf Bands wie Muse und Placebo. Aber die Zukunft wird zeigen, dass wir noch mehr draufhaben.“
Können NTB also in dieser Nacht den Erwartungen ihrer Anhängerschaft und natürlich auch ihren eigenen gerecht werden? Spoiler-Alarm: aber Hallo. Ein ausverkauftes Haus mit gut 7000 Fans ist wohl eine ordentliche Basis für den Einstieg in den Rock-Olymp. Die Bude platzt aus allen Nähten. Verzerrt-abgehackte Stimmfetzen irgendeiner imaginären Nasa- oder Esa-Controllerin aus den Lautsprechern zählen bei Laser-Blitzlicht-Gewitter den Countdown herunter, und ehe man sich versieht, stehen die Fünf auf der Bühne, das Gitarren-Intro von „Oh No:: He Said What?“ haut einen aus den Latschen. Ein unbeschreiblicher Konzertbeginn: energetisch. Voller Tempo. Voller Spielwitz. Die Basswalzen schütteln einen einmal, zweimal durch. Man hebt ab, schnurstracks bis zur nächsten Galaxie. „Oh no, we have lost control“ singt Frontman Conor Mason zusammen mit der gesamten Halle.
Ebend dieser Mason zuckt bei all der Wucht der Beats wie ein verirrter Komet – mal rechts, mal links - an seinen Bandkollegen vorbei, seine androgyn anmutende Stimme verschmilzt mit den Songs, als seien die schon immer auf der Suche nach ihr gewesen. Die Basslinie von „Trip Switch“ treibt die Fans nun vollends in einen irgendwie wohlwollenden Wahnsinn. Ihre Körper bewegen sich voller Anmut zu der geradlinigen Rhythmik des Schlagzeugs. Das Ganze sieht aus, als beschwüren sie Schlangen, die noch etwas zögern, aus ihrem Körbchen zu tänzeln. Das Kuriose: Die Lieder der Briten werden nicht langweilig, sie besitzen keinerlei Eindimensionalität. Sie eröffnen den Siebentausend ein ungezähmtes Meer wilder Klang-Muster und Atmosphären. Wären die Kompositionen von NBT-Unterwasser-Moleküle, sie wären wie unerbittliche Strudel, die einen in die kunterbunten Tiefen zögen, die nie jemand zuvor gesehen, pardon, gehört hätte.
So feiern Conor, Joe, Dominic, Philip und James zusammen mit ihren Fans jeden ihrer genialen Takte, jedes Riff auf und vor der Bühne ab. Sie haben’s echt drauf. Und Muse: Die sollten so langsam mal ihre Gitarren-Köfferchen auf Seite schieben. Denn mit Nothing But Thieves wird’s eng da oben im Rock-Olymp.