Konzert-Tipps Juni ‘23 (Köln)

Fredda

French Pop, Chanson. Es ist nie das vollkommene Drama, das da auf einen wartet, hört man die Lieder von Frédérique Dastrevigne alias Fredda. Scheint die einst vom Kölner Musiklabel Le Pop entdeckte Sängerin doch den berühmt berüchtigten Schmunzler einer alten Dame namens Weisheit, den sie musikalisch wie ein Sonnensegel über ihre Chansons spannt, für sich gepachtet zu haben, könnte man meinen. Denn: Sind ihre Texte doch alles andere als leichte Kost, wenn sie beispielsweise in „Aube“ das Schicksal der Tanzlegende Mata Hari beleuchtet oder in „Calavera“ von einer Person singt, die gerade beerdigt wurde und nun von unten mit ansehen kann, wie ihre Freunde einen Calavera-Schädel auf ihr Grab legen. „Eine etwas verrückte Geschichte“, gibt Fredda zu. Perfekt: Wir lieben verrückte Geschichten. (Jörg Klemenz)       

Mi 14.06., Stadtgarten, 19 Uhr

Harrison Storm

Indie, Singer-Songwriter. Eines sollte man über den feschen Australier wissen: Surfen ist seine Herzensangelegenheit. Die perfekte Welle hat Storm sozusagen in die Wiege gelegt bekommen. Kein Wunder, wenn man nur fünf Gehminuten vom Meer entfernt aufwächst. Schließlich kam es so, wie es ihm die Brandung zuflüsterte: „Hau ab von der Uni. Schreib Songs, Harrison!“ Der Naturbursche hörte auf sie und beglückte als Straßenmusikant die Touristen Melbournes. Weil das aber nicht genug war für Storm und seine Songs, die einen gedanklich in Zeitlupe über den heißen Sand von Gunnamatta Ocean Beach rennen lassen, sagte er mit seiner hypnotischen Stimme „Good Bye!“ zu den Touris und „Hello!“ zur Welt. Also keine Angst: stürmisch wird’s nicht im Helios, wenn der fesche Australier „Just be slow, just be slow“ singen wird. (Jörg Klemenz)       

Sa 17.06., Helios 37, 19.30 Uhr

Powder für Pigeons

Punk, Grunge. Um es direkt zu sagen: „Jungs und Mädels. Schlagzeugerin Meike und Sänger Rhys sind schon vergeben!“ Die zwei haben nämlich irgendwann mal geheiratet. In Las Vegas, versteht sich. Ob es vielleicht genau dieser Umstand ist, der die Musik des Liebes-Duos so unglaublich sexy macht? Reine Spekulation. Weniger spekulativ dagegen ist die Sogkraft, die vom Schmuddelrock des Pärchens ausgeht. Denn die zieht einen in ihren Grunge-Punk-Bann. Sofort. Kein Wunder also, dass Monster Magnet und Ugly Kid Joe sich die beiden für ihre Tour als Support schnappten und die Oldschool-Rocker dann da mitansehen konnten, wie Rhys à la Dave Grohl und Meike à la Meg White den Mob regelmäßig zum ausrasten brachten. Die Chancen stehen daher nicht schlecht, den Ballroom an diesem Juni-Abend abzureißen. (Jörg Klemenz)       

Sa 24.06., Sonic Ballroom, 20 Uhr

Seedy Jeezus

Psychedelic-/Progressive Rock. Um den heißen Brei herumreden bringt nichts, das weiß jedes Kind. Deshalb: Hört man die Nummern der drei Männer aus Melbourne, denkt man musikalisch sofort an die frühen Zeiten von Deep Purple, Black Sabath und Co. Ein paar Sekunden später dann schlagen sie einen Bogen mitten hinein ins Grunge-Getümmel der 1990er, und wüsste man es nicht besser: Man könnte vermuten, Stone Gossard von Pearl Jam spiele das Solo beim Song „How Ya Doin‘“. Fast 17 Minuten dauert dieses Gitarren-Gewichse der Australier. Zeit genug also, um sich in Trance zu bangen. Wem das zu anstrengend ist, kann dieses Headbang-Spektakel auch gemütlich von der Theke aus beobachten oder Ballroom-Kultmischer Udo dabei zusehen, wie er in feinster Misch-Manier den fetten Sound von Seedy Jeezus noch fetter macht. (Jörg Klemenz)       

Do 15.06., Sonic Ballroom, 20 Uhr

Soniq

Jazz, Weltmusik. „In the beginning, there was the beat.“ Zu diesen Worten biblischen Ausmaßes hätte sich der Kölner Perkussionist Ramesh Shotham hinreißen lassen können. Passen jedenfalls würden sie zu ihm. Aber Shotham, der zusammen mit der Saxofonistin Christina Fuchs und dem Pianisten Jarry Singla den Inner Circle des musikalischen Projekts Soniq bildet, war’s nicht. Ätsch bätsch. Ob es allerdings tatsächlich einst der legendenumwobene Bonner Kontrabassist Christian Ramond gewesen ist, der das zu Beginn seines Tracks „The Beat“ ins Mikro flüsterte: Man weiß es bis heute nicht. Klar aber ist: Ramond und auch Akkordeonist Florian Stadler wurden von den drei Kölner Jazz-Stars zu einer Session in den Stadtgarten eingeladen. Und wer weiß: Vielleicht lüftet Ramond da endlich das Geheimnis des Beat-Geflüsters. (Jörg Klemenz)       

Mi 31.05., Stadtgarten, 20 Uhr

The Native

Indierock. Aus dem Fenster sollte man sich generell nicht all zu oft lehnen, erst recht nicht in Sachen Zukunfts-Perspektive einer Band. Bei den fünf Jungs aus Plymouth jedoch könnte man eine Ausnahme wagen. Die sähe wie folgt aus: Als Band im Blue Shell zu spielen ist Kult, na klar. Die „Großen“ in der Arena rühmen sich daher oft damit, einst im Blue Shell gespielt zu haben. So oder so ähnlich werden das auch die aufstrebenden Indie-Helden aus Südengland den etwa 20.000 Fans, vor denen sie dann stehen, erzählen, danach locker-flockig eine Nummer wie „Blindside“ hinterherschieben, und Sänger Charlie Noordewier wird melancholisch „I was old enough to remember“ ins Mikro flüstern. Dabei wusste er doch schon damals, am 30. Mai 2023: das Blue Shell. Es würde nicht genug sein für ihn und seine vier Freunde. Irgendwann. (Jörg Klemenz)       

Di 30.05., Blue Shell, 21 Uhr


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Wenn das Publikum dem Offspring-Wahn verfällt