Kelly Family – „Wir wollen es doch gut machen für euch“

Krefeld (kle) Spoiler-Alarm: Auf der Premiere der Mega Christmas-Show der Kelly Family in der Krefelder Yayla-Arena gab es Weihnachtslieder ohne Ende, zwei Gänsehaut-Momente und einen besonderen Moment der Größe.

Doch von Beginn an. „Einmal Currywurst mit Pommes!“ ruft eine Servicekraft an der Grillstation ihren Küchenmitarbeitern etwa eine Stunde vor Konzertbeginn im Minutentakt zu. Die Stimmung ist gelöst, Kinder rennen über die Flure der Arena, in den Haaren einiger Fans steckt Weihnachts-Schmuck. „The Little Drummer Boy“ von Frank Sinatra läuft nun schon zum zweiten Mal vom Band, nur noch ein paar Nachzügler werden von Einweisern auf ihre Sitzplätze geführt. Dann gehen die Lichter aus. Windgeheule ertönt. Kunstschnee rieselt von oben auf Fans im Innenraum herunter. Scheinwerfer an. Und da stehen sie plötzlich im Rampenlicht, die sechs Geschwister: Kathy, Patricia, Jimmy, Joey, John und Paul Kelly. „Kellys, Kellys“ skandieren die Zuschauer begeistert. „Hey, listen buddy, have you got a dime /
For a cup of coffee?“ beginnt John kraftvoll den Song „One More Happy Christmas“. Die etwa 5000 Konzert-Besucher hält nichts mehr auf ihren Stühlen.

Es läuft ganz gut an für die musikalische Großfamilie, die einst mit ihrem Album „Over the Hump“ 1994 ihren kommerziellen Durchbruch erzielte und danach etliche Tourneen durch ausverkaufte Hallen und Stadien in ganz Europa spielte. Die Background-Band rockt ordentlich, die Kellys wirken wie von der Leine gelassen, sie versprühen Lebenslust pur. Vor allem Patricia tanzt so, als gäbe es kein Morgen. In ihrem roten Plissee-Kleid wirbelt sie über die Bühne. Es macht Spaß ihr zuzuschauen. Bei „No More Christmas“ schnappt sich Joey den Mikrofon-Ständer, streckt ihn weit hinein in die vorderen Reihen, die singen dann lauthals „Steal the presents from my little brothers /
Jimmy, Johnny, Paddy and the others“. Tolle Nummer. Und Jimmy: Der schlägt die etwas ernsteren Töne an an diesem Abend, spricht er doch offen über den Verlust seiner geliebten Schwester Barby, die im letzten Jahr verstorben ist. Mit dem Lied „Hold My Hand“ drückt er im Singer-Songwriter-Stil seinen Schmerz aus. „Have you lose your will to fight“ kommt ihm leise über die Lippen. Da bleibt einem ein Kloß im Halse stecken. Definitiv ein emotionaler Höhepunkt des Abends. 

Ein Höhepunkt der Tour-Premiere ist es ein paar Minuten später definitiv nicht, als John nach den ersten Sekunden bei „Who’ll Come With Me“ „Stop, Stop, Stop!“ ruft. Er bittet darum, den Song noch einmal neu anfangen zu dürfen, technisch sei da etwas schiefgelaufen, der eigentlich angedachte Leinwand-Einspieler sei nicht gekommen, entschuldigt er sich beim Publikum. Und er fügt noch hinzu: „Wir wollen es doch gut machen für euch.“ Das ist kein Höhepunkt der Show. Das ist ein besonderer Moment der Größe. Und die Fans: die rechnen ihm seinen Mut zur Lücke hoch an. Später dann verwandelt sich die Konzerthalle bei „Feliz Navidad“ in eine Art spanisches Wintermärchen, der Kunstschnee muss mal wieder herhalten. Mittlerweile ist das etwas zu viel der vor-weihnachtlichen Stimmung, die hier inszeniert wird. Das denkt sich auch Joey Kelly. „Let’s rock this fucking town!“ brüllt er sodann ins Mikro, die bekannte Rock-Nummer „Why Why Why“ verwandelt die Arena in einen Hexenkessel, Feuerbälle schießen aus dem Bühnen-Boden. Das ist ein weiterer Gänsehaut-Moment. Und: Weihnachten wird mal eben für ein paar Minuten auf Seite geschoben. Das tut gut. Am Ende schunkeln die Fans bei „Take My Hand“ rhythmisch von links nach rechts. Dann ist Schluss. Premiere gelungen.   


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