Joss Stone - wie eine Kletterrose in Zeitraffer
Köln (kle) „I'm so in love with my music / The way you keep me / Movin'“. Das singt Joss Stone zwar erst ganz am Ende ihres Konzertes im Carlswerk Victoria. Aber diese Liebeserklärung passt wie die Faust aufs Auge zu dem, was die 35-Jährige aus Südengland die 80 Minuten zuvor von sich gezeigt und über sich erzählt hat.
Und Stone erzählt viel heute Abend über sich, die Musik und darüber, wie die beiden sich schon in früher Kindheit kennen- und dann Jugendzeiten lieben gelernt hätten. „20 years music!“, ruft sie daher direkt zu Beginn ihrer Show ins Mikrofon. „Ich liebe euch!“, ergänzt sie dann noch. Die knapp 1000 Zuschauer sind sofort entzückt von einer der erfolgreichsten Soul-Pop-Sängerinnen des 21. Jahrhunderts. Nicht zuletzt auch, weil sie einfach nur so da steht in ihrem langen Kleid in Hippie Look und: einfach singt. Zum Beispiel die Nummer „Super Duper Love“. Man fragt sich, woher Stone sie nimmt, diese stimmliche Wucht. Ihr stimmliches Repertoire jedenfalls scheint unerschöpflich zu sein. Und eins ist klar: Ihre verdammt gute Band im Hintergrund trägt sie mit Samthandschuhen durch die Nacht. Die gefühlvollen Beats, die verschnörkelt-verzerrte Gitarre und der knöcherne Bass zwingen die Fans spätestens ab „Fell In Love With A Boy“, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen.
Stone verliert sich zwischenzeitlich immer wieder mal in Geschichten ihrer Vergangenheit, sie nimmt vor „Jet Lag“ schnell nochmal einen Schluck Tee aus ihrer Tasse. Es ist saugemütlich drinnen in der alten Industriehalle. Der Sound ist perfekt. Schließt man die Augen, es könnte auch irgendein abgeranzter Jazz-Club in Brooklyn sein, in dem Stone und ihre Band an diesem Abend für ein paar Zuschauer spielen. Öffnet man sie wieder, sieht man, wie grazil sich die Britin zu ihrer Musik bewegt. Bei „Proper Nice“ erinnert das ein bisschen an eine Kletterrose, die sich in Zeitraffer eine Regenrinne hochschlängelt. Nur ab und zu nerven die Zwischenrufe einiger dunkler Männerstimmen direkt vor der Bühne. Was sie Stone, die das Hippie-Kleid mittlerweile gegen ein Glitzer-Kleid ausgetauscht hat, zuschreien, verliert sich im Klang-Gemenge. Erahnen kann man es. Leider. Doch die Soul-Diva lässt sich nicht beirren. Sie zieht ihr Ding durch. Und ihr Ding, das ist der Soul, das ist die Musik. „I'm so in love with my music“. Das ist Stones Botschaft. Fazit: geile Show.