Gogol Bordello ist die Band am Eingangstor zur Hölle

Köln (kle) „Ich glaube, das ist so eine Band mit sechs oder sieben Leuten“, sagt jemand seinem Kumpel ein paar Meter vor der Live Music Hall. Ganz falsch liegt er damit an diesem schwülwarmen Abend nicht: Gogol Bordello, die Folk-Punk-Band aus New York, die am Donnerstag im Rahmen ihrer „European-Tour“ in den legendären Hallen der Lichtstraße Halt machte, steht mit insgesamt acht Musikerinnen und Musikern auf der Bühne. Neben den üblichen Instrumenten wie Bass, Gitarre und Schlagzeug sieht man dort oben unter anderem auch eine Akkordeonistin und einen Violinisten in Aktion.

Und auch ihr Intro ist ungewöhnlich: Melodien von Panflöte, Geige und Dudelsack geben sich die Klinke in die Hand, dazu eine Prise orientalisch-slawisch angehauchter Rhythmen. Jetzt wissen die rund 1.000 Fans der Band, die 1999 vom ukrainischen Immigranten Eugene Hütz gegründet wurde, dass das Konzert bald losgehen wird. Ein paar Sekunden später dann verwandelt sich die LMH in einen großen Moshpit. Gogol Bordello, allen voran Sänger und Gitarrist Hütz, animieren mit den Songs „Sacred Darling“ und „I Would Never Wanna Be Young Again“ das Publikum, sich zu bewegen und mitzusingen. Der Beginn der Show wirkt wie der einer Zirkus-Aufführung auf Speed. Die acht New Yorker springen wie von der Leine gelassen über die ganze Bühne, das Tempo der Stücke ist brutal, die Backgroundsängerin schreit zu den mehr oder weniger erkennbaren Gesangs-Melodien von Hütz temporär in ihr Mikro, als gäbe es kein Morgen. So in etwa stellt man sich die Band am Eingangstor zur Hölle vor. Furchtbar ist der Sound, Bass- und Gitarrenlinien vermischen sich völlig undifferenziert. Dazu hier und da das reingrätschende Gejaule einer Violine und ein auf sich selbst eindreschendes Schlagzeug.

Hütz, dessen Stimme klingt, als habe er zu viel trockene Seife verschluckt, gibt alles. Seine Gesichts-Äderchen sind sogar noch von weit hinten gut zu erkennen. Oft hat man das Gefühl, sich stets mindestens zwei Schritte hinter den Songs mitsamt ihren Botschaften zu befinden: Als klebe man musik-emotional am Boden, während die Lieder an einem vorbeirasen. Eine Verschnaufpause gibt es nicht, nicht für die Band und nicht für die Fans. Bis zum Ende des Konzertes wird ausgelassen gesprungen und getanzt. Dem Muskelkater am nächsten Morgen jedenfalls möchte man nur ungerne über den Weg laufen.


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