Franz Ferdinand – Erinnerungen an alte Indieclub-Zeiten
Köln (kle) Scheinwerfer bestrahlen den transparenten Bühnen-Vorhang von hinten, erkennen kann man zunächst nur die Silhouetten der Hauptprotagonisten des heutigen Abends im ausverkauften E-Werk. Dazu ein bisschen Gitarren-Geschrammel. Das Publikum schreit sich seine angestaute Aufregung von der Seele. Dann kommt es, wie es kommen muss: Der Vorhang fällt, wie Wachsfiguren stehen Franz Ferdinand kurz so da im Rampenlicht, eine Sekunde später hauen sie in die Saiten. Alex Kapranos singt „Take your white finger / Slide the nail under the top and bottom“, „The Dark of the Matinée“: ein perfekter Konzert-Auftakt der Schotten.
Überhaupt Perfektion: Die Britpopper überlassen nichts dem Zufall. Dafür sind sie mittlerweile einfach viel zu routiniert. 20 Jahre haben sie als Band schon auf dem Buckel, da kennt man seine eigenen Schwächen und Stärken ganz gut. Definitiv eine davon: der Ohrwurm-Charakter ihrer Songs. Und weil Franz Ferdinand das natürlich wissen, fackeln sie nicht lange, spielen im Anschluss direkt „No You Girls“ und „Curious“. Der Mop in der Mitte ist währenddessen ständig in Bewegung. Es wird gehüpft, was das Zeug hält. Die Band selbst wirkt da noch etwas kontrollierter, sie lassen sich selbst noch nicht von der Leine. Aber: Kapranos geht schließlich mit gutem Beispiel voran – im wahrsten Sinne des Wortes – läuft er doch immer öfter über den kleinen Steg in die Mitte der Konzerthalle, beugt sich herunter zu seinen Fans und sagt sowas wie „How are you feelin? I‘m feeling very cool!“. Dadurch wird die Show noch spürbarer, die Band noch nahbarer, die Kult-Nummer „Do You Want To“ sprengt schließlich alle Ketten. Was für eine Energie im E-Werk, was für ein Song. Der typisch ferdinandsche Dreiklang – angezerrte Gitarren, ein sumpfiger Bass und freche Drums – zeigt hier sein ganzes Können.
Apropos können: Im letzten Drittel des Konzerts setzen die Indie-Stars aus Glasgow noch einen drauf. Mit „Lucid Dreams“, „Love Illumination“ oder „Jaqueline“ wird es musikalisch noch eine Spur dynamischer, frischer und rockiger. Höhepunkt des Abends: der Song, der zu Beginn des Jahrtausends in den Clubs der Republik hoch- und runtergespielt wurde: „Take Me Out“. Franz Ferdinand recken ihre Gitarren in die Höhe, es wird getanzt, gejubelt und: viel zu viel gefilmt. Leider. Kapranos genießt den Auftritt nun sichtlich, immer wieder schließt er seine Augen. Am Ende von „Outsiders“ überrascht Schlagzeugerin Audrey Tait noch durch eine Solo-Einlage. Alles sehr beeindruckend. Dann ist Schluss.