Central Cee rappt so vor sich hin
Düsseldorf (kle) Welcher britische Rapper wird wohl der erste sein, der dauerhaft weltweiten Mainstream-Status erreichen und somit auch die USA „knacken“ wird? Oakley Neil Caesar-Su alias Central Cee aus Westlondon, einer der derzeit angesagtesten Rapper von der Insel, ist ein heißer Kandidat dafür. Und gestern Abend legte der 26-Jährige im Rahmen seiner „Can’t Rush Greatness“-World Tour einen Stopp im PSD Bank Dome ein.
Seine Fans, insbesondere die rund 5.000 in der Eishockey-Arena, feiern Cench – wie er in der Szene auch genannt wird – für seinen unnachahmlichen Roadman-Rapper-Style mitsamt seinen Drill-Beats ab. „Day In The Life“, Cees erste Single in diesem Stil vor ein paar Jahren, ging viral. Seitdem ist er ein Gigant daheim. Und auf dem besten Wege, ein solcher auch hier zu werden? Das größtenteils junge Publikum jedenfalls hat sich herausgeputzt und folgt dabei einem klar erkennbaren Dresscode: Sie oftmals in nachthemdähnlichem Kleid und High-Heel-Stiefeln. Er in Hoodie und Durag. Wahlweise mit oder ohne goldener Kordelkette um den Hals. Ein paar Jungs holen sich noch schnell eine Tüte Gummibärchen vor der Show.
Um viertel vor neun schließlich gehen im nicht ganz ausverkauften Dome zunächst die Lichter aus, bevor kurz darauf Caesar-Su mit zwei seiner Kiffer-Kumpels im Inneren eines Autos auf den beiden Leinwänden zu sehen ist. Es kommt, wie es kommen muss: Unter lautstarkem Polizeisirenen-Sound fällt der Vorhang. Dahinter ein echtes Auto (Opel Corsa!). Central Cee öffnet die Hintertür, springt mit einem, na klar, goldfarbenen Mikrofon auf die Bühne und rappt „Make your mind up / Are you gonna stay with me, lay with me tonight?“ Den Fünftausend gefällt’s. Und dann? Dann passiert erst einmal nicht viel mehr. Der aus Shepherd’s Bush stammende Chartstürmer, dessen Sound rohes Storytelling mit globalem Appeal zu verbinden vermag – weg vom harten Straßenrap-Flavour, aber doch immer noch Straße genug – battelt mit Nummern wie „Ruby“, „Cold Shoulder“ oder „Day In The Life“ so alleine vor sich hin. Seine Stimme klingt dabei wie ein lauwarmes Tässchen Tee: noch nicht so ganz aufgewärmt. Das alles wirkt maximal mittelmäßig und langweilig. Zwei Fans gähnen. Fast scheint es, als hielten sie nur die Flammen wach, die wie die ewigen Feuer der Chimaira aus dem Bühnenboden speien. Und weil die Stimme aus dem Off das vielleicht weiß, ruft die immer wieder stoisch „Let’s go, let’s go! Make some noise!“ ins Mikro. Ansonsten ist das über weite Strecken ein Song, ein Schema, eine Schleife. Zumindest gefühlt. Eine ganz nette Idee ist die Brücke in Rialto-Form, die von der Decke heruntergeseilt wird: Sie verbindet die Hauptbühne mit einer kleinen Bühne inmitten der Fans. Auf der läuft der Superstar dann auf und ab.
Erst, als dann im letzten Drittel des Konzertes Central Cee zusammen mit Gast-Rapper Luciano „West Connect“ performt und der Berliner solo „SUVs“ zum Besten gibt – „ SUVs, ja / Pull up in SUVs, ja“ – wachen die Fans wieder auf. Die Meute springt. Da ist Energie. Luciano haucht dem Dome Leben ein. Das ist gut für ihn. Und schlecht für Caesar-Su. Fazit: Ein bisschen „Bitch“ hier, ein wenig „Pussy“ da, wer „knackt“ als erster die USA? Central Cee? Mal seh’n.