DSDS - am Ende lacht die Kunst ganz still in sich hinein
Köln (kle) Da sitzt sie also nun vor einem pink leuchtenden Scheinwerfer und erzählt den Zuschauern von DSDS, weshalb sie Deutschlands neuer Superstar werden möchte: Lea Bill. Die 19-jährige Biologiestudentin aus Grevenbroich-Elsen hängt die Messlatte in Sachen Vorbilder mit Aretha Franklin und Whitney Houston erst einmal ganz schön hoch, könnte man meinen. Vor allem, weil man das TV-Format „Deutschland sucht den Superstar“ mittlerweile seit 20 Jahren kennt und weiß, wie grausam so ein Casting verlaufen kann und welch tiefe Schneisen Pop-Titan Dieter Bohlen schon dem ein oder anderen jungen Menschen in die Seele gefräst hat, wenn man im Vorfeld den Mund zu voll genommen hat. So aber wirkt Lea überhaupt nicht. Ihr natürliches Lächeln schindet Eindruck. Und das paart die Elsenerin mit einer gehörigen Portion Bodenständigkeit und Selbstbewusstsein. „Ich will Deutschlands neuer Superstar werden, ich will das Ding einfach gewinnen“, sagt sie daher frei Schnauze in die Kamera. Mutig ist Lea. Das muss man ihr lassen, denn der neue Stern am Pop-himmel wollen natürlich alle Bewerber der Show werden.
Lea betritt den Casting-Raum hoch oben im Kölner Triangle-Hochhaus. Den Dom erkennt man sehr gut. Die Jury, die neben Uns Dieter noch aus dem Sänger Pietro Lombardi, der Sängerin Leony und der Rapperin Katja Krasavice besteht, sei ziemlich gespannt auf Leas Stimme, gibt Lombardi ohne Umschweife zu. Und dann geht es los. Lea beginnt mit dem Song „Symphony“ von Clean Bandit und Zara Larsson. Richtig gut macht Lea das. Zunächst. Singt sie die Strophe dieser seichten Pop-Nummer doch voller Gefühl. Da ist etwas unglaublich Warmes in ihrer Stimme. Das denken sich wohl auch die vier auf ihren Stühlchen. Vor allem Leony und Lombardi scheinen von der Teilzeit-Kellnerin ganz schön angetan zu sein. Sehen kann man das in ihren Gesichtern. Aber dann kommt der Refrain. Mit ihm übernimmt Lea sich, vor allem dessen Obertöne trifft sie nicht. Lombardi verzieht seine Miene und Bohlen hebt seinen Arm. Er hat genug. Dramatische Musik ertönt im Hintergrund. War’s das? „Die Nummer ist tödlich“, das sei keine intelligente Songauswahl für so ein Casting, beginnt Bohlen auszuholen. Leony hält dagegen, sie finde Leas Stimme sehr schön mit „viel Luft nach oben“. Von ihr gibt es grünes Licht für den Recall. Von Lombardi bekommt sie das nicht. Und Bohlen: Der scheint so eine junge Sängerin nur als Ware, als eine Art Kapitalanlage zu betrachten. „Ich brauche dich hier nicht“, rotzt er Lea ins Gesicht. Hätte die Kunst Beine, sie würde Bohlen einen heftigen Tritt in seinen Allerwertesten verpassen. Aber die Kunst ist weise, sie entscheidet sich für einen anderen Weg. Sie erweicht sein hartes Herz. Am Ende lässt er Lea noch „I Say a Little Prayer“ von Aretha Franklin singen. Dabei wächst sie über sich hinaus. Dieter ist den Tränen nahe, Lea eine Runde weiter und die Kunst: Sie lacht ganz still in sich hinein.