Pablo Held - eine musikalische Reise mit (un)gewissem Ausgang
Die 23. Hildener Jazztage wurden eröffnet von dem national und international renommierten Pablo Held Trio im Kunstraum Gewerbepark-Süd. Freundschaft und der Wille, schöpferisch beständig Neuland zu betreten, zeichnet die besondere Qualität des Trios aus.
Hilden (kle) Als Pablo Held mir kurze Zeit nach dem Konzert gegenüber sitzt, erscheint er körperlich völlig ausgelaugt und benommen. Seine geistigen Fähigkeiten jedoch sind nach dem fast zweistündigen musikalischen Austausch, den er zuvor mit zwei guten Freunden - Jonas Burgwinkel am Schlagzeug und Robert Landfermann am Kontrabass - hatte, von messerscharfer Präzision; und so mag man sich gerne den monologähnlichen Ausführungen des 32-Jährigen zu Fragen seines inneren Antriebs für das, was da auf der Bühne passierte, hingeben.
Wie funktioniert das, fragt man sich also schon zu Beginn des Konzertes der drei Kölner Jazzer, die es sich zum Ziel gemacht haben, alte Grenzen des instrumentalen Zusammenspiels zu überschreiten, indem sie sich diese erst gar nicht zu eigen machen und sie einfach auf Seite schieben. „Wir wissen selbst nicht, wohin diese Reise heute Abend führen wird, aber wir nehmen Sie gerne mit“, kommentiert der mittlerweile international sehr gefragte Jazzpianist und Komponist noch einmal nebenbei sein musikalisches Rezept zwischen Komposition und Improvisation mit einem sympathisch süffisanten Lächeln, bevor er Platz nimmt und - zusammen mit Jonas und Robert - in einen tranceartigen Zustand verfällt. Dabei entsteht eine Art akustische Symbiose aus Harmonie und Disharmonie, Jonas Burgwinkels Schlagzeugspiel scheint eine Art Verschmelzung von Körper und Geist zu sein. Dynamik, Lautstärke, Akzentuierungen, Melodien und Tempi stehen in den Räumlichkeiten der Gebrüder Braun in ständigen Wechselbeziehungen, die Dramaturgie der Arrangements übertrifft sich trotz vorangekündigter Spontaneität regelmäßig in der Hitze dieser schwülen Maisommernacht.
Fast unterkühlt dagegen wirkt der Name des aktuellen Albums der Drei: Investigations. Aber wer hier klinisch sauberen Jazz im Operationssaal erwartet, hat sich geschnitten. Es ist vielmehr das Leben selbst, das hier auf dem OP-Tisch musikalisch seziert wird, und so hört es sich auch an: Technisch brillant, zwischenmenschlich feinfühlig und grenzenlos offen.
Und so manövrierten die drei Ausnahmekünstler spät am Abend das anvantgardistisch anmutende Reisejazzmobil zusammen mit dem begeisterten Hildener Publikum wieder sicher zurück in die Hofstraße 64. Abenteuer Pablo Held Trio überstanden.