MTV World Stage – die Gorillaz haben die Tonhalle fest im Griff

Düsseldorf (kle) Ein paar Minuten steht man in der Schlange. Sicherheitspersonal weist einen darauf hin, seine Taschen zu leeren und Gegenstände wie Schlüssel, Handys oder Portemonnaies in eine Kiste zu legen, bevor man schließlich durch den Metalldetektor geht. Bei einigen piepst der. Sie müssen noch einmal zurück durch den Detektor und sich vom Personal abtasten lassen. Das alles findet so heute Abend nicht am Düsseldorfer Flughafen, sondern im Eingangsbereich der Tonhalle statt. Hier treten nämlich im Rahmen der MTV World Stage Die Gorillaz auf. Das Konzert, das von dem Kultsender aufgezeichnet und weltweit übertragen wird, solle der ultimative Vorgeschmack auf die MTV Europe Music Awards 2022 sein, die einen Tag später verliehen werden.

Daher sind insgesamt zwei Kamera-Schienen vor der Bühne installiert: eine direkt vor ihr, eine etwas weiter hinten im unteren Parkettbereich. Dazwischen sitzt Publikum. Und das wirkt ganz schön nervös so kurz vor Beginn der Show der britischen Band, die bei den diesjährigen MTV Europe Music Awards für einen Award in der Kategorie „Best Alternative“ nominiert ist. Verständlich, kommt man doch Musikstars selten so nah wie heute. Doch bevor das so sein wird, erklingt eine Stimme aus dem Off. Die englische ist männlich, die deutsche weiblich. Sie wünscht den Zuschauern am heutigen Abend viel Spaß, weist jedoch in einem latent strengen Unterton darauf hin, dass jegliche Benutzung von Kameras oder Smartphones verboten sei und man im Falle eines Zuwiderhandelns aus dem Saal hinausgeführt werde. Außerdem könne es während des Konzertes zu unnatürlichen Verzögerungen kommen, da es sich um eine Fernseh-Produktion handelt. Ein leichtes Unwohlsein durchzuckt die Tonhalle.

Zeit sich weiter auszubreiten hat das aber nicht, denn schon ein paar Sekunden später geht das Licht aus, leise betritt die Band um Damon Albarn die Bühne, er winkt den Zuschauern zu, dann geht es los mit dem Song „Last Living Souls“. Der Sound: astrein. Jede einzelne Saite, jeder Tom-Schlag, jedes gesungene Wort ist im Detail zu hören. Die Zuschauer hält es nicht auf ihren Sitzplätzen. Albarn sucht sofort den Kontakt zu ihnen, wie ein Wirbelsturm rennt er immer wieder von links nach rechts, springt auf die Monitorboxen und in den Bühnengraben, flirtet ein bisschen mit den Kameras. Beinahe wirkt es so, als hätte er sich das alles genau so fest vorgenommen an diesem besonderen Abend. Litanei-artig singt er „We're the last living souls“. 

Besonders wichtig im Laufe der TV-Aufzeichnung ist den Gorillaz - die aus dem Sänger 2D, dem Bassisten Murdoc Niccals, dem Schlagzeuger Russel Hobbs und dem Gitarristen Noodle bestehen - ihre neue Single „Cracker Island“. Für die kommt extra der amerikanische Bassist Thundercat auf die Bühne. Die Nummer rockt ganz gut, die Synthis geben ihr ein poppiges Korsett, und eins ist klar: Das achte Studioalbum der Briten, das im Februar kommenden Jahres erscheinen wird, könnte ein großer Wurf für Albarn und Co. werden. Große Würfe waren auch schon ihre Songs „Feel Good Inc.“ und „Clint Eastwood“ zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Die Gorillaz haben das natürlich nicht vergessen und spielen die beiden Hits am Ende ihrer Show. Rapper Kelvin Mercer heizt das Publikum an, „no one will tell me how to feel“ ruft er in sein Mikro. Die etwa 600 Zuschauer brüllen es ihm nach. Wie Hypnose ist das. Und dann geht es los: „Sha, sha-ba-da, sha-ba-da-ca, feel good“. Der Saal steht. Der Saal tobt. Die Tonhalle erlebt sowas nicht alle Tage. Auch nicht, dass ein Song für eine Fernseh-Aufzeichnung am Ende eines Konzertes noch ein zweites Mal gespielt werden muss. Das aber passiert. Also: Die Band kommt noch einmal brav auf die Bühne. „Cracker Island“ die Zweite. Bitte recht freundlich. Und Albarn, der ist freundlich. Stürzt sich hinein in die Ränge, schüttelt Hände, küsst die ein oder andere Stirn. Dann ist Schluss. „Tschüss“, sagt er noch schüchtern. Weg sind die Gorillaz. 


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